Neurodermitis: Das sind mögliche Ursachen und Auslöser
- Hygiene-Hypothese
- Amalgamfüllungen in Zähnen
- Chemische Mittel
- Chlor in Schwimmbädern
- Inhaltsstoffe in Pflegeprodukten
- Ernährung
- Falsche Kleidung und Bettwäsche
- Genetische Veranlagung
- Autoimmunerkrankung = Immunologische Fehlsteuerung
- Impfungen
- Infektionen
- Jahreszeitlich bedingte Wetterumschwünge
- Psychische und emotionale Auslöser
Es gibt viele Ursachen für die Entstehung von Neurodermitis, wobei bei jedem Betroffenen eine individuelle Kombination an verschiedenen Faktoren verantwortlich sein kann. Das Gleiche gilt auch für die verschiedenen Auslöser von neuerlichen Schüben und Symptomen wie Juckreiz, rote Flecken und Co.
Neurodermitis: Gestörte Hautbarriere ist die Hauptursache
Der Haut fehlen die für eine gesunde Haut notwendige Lipide. Die Hautbarriere ist wie eine Ziegelmauer aufgebaut, wobei bei einem Neurodermitiker der Mörtel (die Lipide) defekt ist ist. Wenn der Mörtel nicht hält, ist die Ziegelmauer nicht stabil, ist brüchig und hat Löcher. Wenn etwas brüchig und löchrig ist, ist der Schutz nach außen nicht gegeben und ungebetene Gäste wie zB Bakterien und Allergene können leichter eindringen. Andererseits kann die Haut von innen nicht den natürlichen Schutz aufrechterhalten, die Feuchtigkeit verdunstet und die Haut ist permanent trocken und schuppig.

Spielen Allergien bei Neurodermitis eine Rolle?
Neurodermitis und Allergien sind sehr eng miteinander verwurzelt und bedingen sich gegenseitig. Es gibt eine Unzahl an möglichen Allergien, welche die Neurodermitis „erblühen“ lassen können. Der Bogen spannt sich von einer Nahrungsmittelallergie, über eine Haustierallergie und Hausstaubmilbenallergie bis hin zu einer Pollenallergie. Nicht zu vergessen sind die Kontaktallergien. Eine allergische Reaktion wird durch den Kontakt mit dem Allergen ausgelöst und zeigt sich dabei gerne durch starken Juckreiz und Hautausschläge. Es ist daher für jeden Neurodermitiker wichtig, genau über die jeweiligen Allergene Bescheid zu wissen, auf welche er allergisch reagiert. Informiere dich bei deinem Arzt über mögliche Allergietests!
Hygiene-Hypothese
Im Vergleich zu früher sind die Hygienemaßnahmen viel intensiver geworden. Wir waschen und duschen unsere Kinder viel öfter und vor allem ausgiebiger mit diversen Reinigungsprodukten. Die Hygiene-Hypothese besagt, dass das Immunsystem durch das viele Waschen mit wenig Erregern in Kontakt kommt und dann auch bei harmlosen Substanzen wie zB Tierhaaren, Pollen oder bestimmten Nahrungsmittel überreagiert. Das Immunsystem setzt sich irrtümlich gegen die eigentlich harmlosen Substanzen zur Wehr und der Körper reagiert mit Hautausschlägen, Asthma, Niesanfällen etc.

Alkohol und Nikotin
Es ist nichts Neues, dass übermäßiger Alkohol- und Nikotingenuss auch für Menschen ohne Hautkrankheit nicht gesund ist. Neurodermitis-Betroffene sollten den Genuss von Alkohol und Nikotin auf ein Minimum reduzieren, das sich dieser negativ auf das Immunsystem auswirken und damit den Hautzustand regelmässig verschlechtert. Aber der Genuss von Alkohol als auch jeder von Rauchwaren hat eine gewisse soziale Dimension. Die ständige, komplette Enthaltsamkeit kann das Gefühl, ein Außenseiter zu sein, verstärken. Hier gilt es, sorgfältig abzuwägen!
Wie wirkt sich Rauchen auf die Haut aus?
Amalgamfüllungen in Zähnen
Amalgam ist ein quecksilberhaltiges Gemisch aus Kupfer, Silber, Zinn und Zink und steht in Verdacht, auch bei Neurodermitikern allergische Reaktionen auszulösen. Wissenschaftlich ist dies noch nicht bewiesen, aber aus den Erfahrungsberichten von Betroffen lässt sich daraus eine mögliche Ursache für Neurodermitis ableiten.
Antibiotika
Die positive Wirksamkeit von Antibiotika soll hier nicht unter den Tisch gekehrt werden. Auch bei Neurodermitikern ist der Einsatz von Antibiotika bei einer starken Hautinfektionen in Ausnahmefällen gutzuheißen, da die entzündlichen Bakterien schnell abgetötet und der Hautzustand sich dadurch rasch verbessert. Oftmals ist die Verbesserung aber nur von kurzer Dauer und sobald neue Bakterien auftauchen, beginnt der Teufelskreis mit dem Juckreiz, Kratzen und neuen Entzündungen wieder von vorne. Zudem haben Antibiotika einige Nebenwirkungen (zB Schädigung der Darmflora). Nach einer Antibiotika-Behandlung ist ein gezielter Wiederaufbau einer gesunden Darmflora sinnvoll.
Chemische Mittel

Reizfaktoren können durch Berührung von diversen Stoffen, Staub, Sand, Papier, Dauerwellenmittel, Haarfärbemittel, Lösungsmittel (Alkohol, Benzin, Aceton), aber auch durch zu viel Wasserkontakt entstehen. Sei auch vorsichtig bei Kontakt mit/Verwendung von folgenden Substanzen: Weichspüler, Waschmittel, Reinigungsmittel, diverse Farben, Seifenlösungen sowie Spül- und Putzmittel.
Ist Chlor in Schwimmbädern schlecht bei Neurodermitis?
Vorsicht im Sommer beim Baden in öffentlichen Schwimmbädern, denn das enthaltene Chlor im Wasser trocknet bei einem Neurodermitiker die Haut zusätzlich aus. Im Anschluss an einen Schwimmbadbesuch muss die Haut besonders gepflegt werden. Tipp: Eine gute Alternative zum Schwimmbad ist das Baden in einem sauberen See oder Fluss.
Welche Inhaltsstoffe sind gut für meine Creme?
Verwende ausschließlich speziell auf deine Haut abgestimmte Produkte! In vielen herkömmlichen Pflegeprodukten sind Parfum, Parabene, Konservierungsmittel, Emulgatoren etc. enthalten und diese können zu einer Verschlechterung der Haut führen. Pflegeprodukte, die speziell für Neurodermitis entwickelt wurden, verzichten weitgehend auf für Neurodermitiker schlechte Interhaltsstoffe. Gute Inhaltsstoffe versorgen die Haut besser mit Feuchtigkeit und entspannen gereizte Haut, der Juckreiz lässt nach! Gute Inhaltsstoffe sind zB. Glycerin, Niacinamid, Probiotika, Urea, Sheabutter und Aloe Vera Gel. Lass dich in der Apotheke nach einem für dich passenden Produkt beraten!

Was essen bei Neurodermitis?
Neurodermitis und Nahrungsmittelallergien sind meist eng miteinander verbunden. Besonders Zucker und gesättigte Fette sind schädlich für viele Neurodermitiker und können den Hautzustand negativ beeinflussen. Zu den typischen Nahrungsmittelallergien bei Neurodermitis zählen auch Kuhmilch, Hühnerei, Nüsse, Weizenmehlprodukte sowie diverse Farbstoffe, Konservierungsmittel und künstliche Aromen. Welches Nahrungsmittel dann tatsächlich eine Allergie auslöst hängt von jedem Einzelnen ab und lässt sich nicht generalisieren. Tipp: Ernähre dich ausgewogen, allergen- und histaminarm!
Welche Kleidung und Bettwäsche bei Neurodermitis?
Textilien des täglichen Lebens werden vorwiegend in den Billiglohnländern in Asien hergestellt und die Kontrollen entsprechen nicht den europäischen Standards. Es werden künstliche Farbstoffe und Materialen verwendet, welche die besonders empfindliche Haut stark reizen können. Vorsicht ist auch geboten bei einer Nickelallergie, dieses Material ist oft in Reißverschlüssen und Knöpfen enthalten. Kleidung aus Materialen wie Wolle und Synthetik können die Haut reizen und sollten daher weitestgehend vermieden werden. Auch zu eng anliegende Kleidungsstücke können bei einem Neurodermitiker Juckreiz auslösen und sollten aus dem Kleiderschrank verbannt werden. Ausschließliche Verwendung von "Sensitiv-Waschmitteln" und keine Verwendung von Weichspülern!
Welche Rolle spielt die genetische Veranlagung?
Eine der Hauptursache für den Ausbruch einer Neurodermitis liegt in einer genetischen Veranlagung. Kinder von Eltern, welche bereits an einer atopischen Krankheit (=Neurodermitis, Heuschnupfen oder Asthma) leiden, haben ein viel höheres Risiko ebenfalls zu erkranken. Wenn ein Elternteil eine Allergie hat, müssen auch ca. 30% der Nachkommen mit allergischen Reaktionen rechnen. Wenn beide Elternteile an einer atopischen Krankheit leiden müssen ca. 70% der Nachkommen mit einem „angeborenen“ Hang zu einer dieser Krankheiten rechnen.
Die genetische Veranlagung sorgt für eine gestörte Barrierefunktion der Haut und dadurch produzieren Neurodermitis-Patienten weniger Hautfette und Talg. Die Feuchtigkeit kann einfach über die Haut entweichen. Die daraus resultierende, sehr trockene Haut reagiert empfindlich auf äußere Einflüsse, reißt leicht ein und Bakterien, Pilze und verschiedenste Allergene können leichter in den Körper eindringen. Dies führt zu permanent entzündlichen Hautreaktionen die durch das ständige Hautkratzen noch verstärkt werden.

Neurodermitis ist eine Autoimmunerkrankung
Bei Neurodermitis liegt eine immunologische Fehlsteuerung vor, das körpereigene Immunsystem ist fehlgesteuert. Das Immunsystem kann nicht zwischen körperfremden und körpereigenen Stoffen unterscheiden und bekämpft auch permanent die körpereigenen „guten“ Stoffe. In diesem Zusammenhang spielt der sogenannte IgE-Wert eine Rolle. Das Immunglobulin E, kurz als IgE bezeichnet, ist ein Abwehrstoff des menschlichen Körpers und lässt sich sehr einfach durch eine Blutuntersuchung feststellen.
Das IgE ist als sogenannter Antikörper an Abwehrreaktionen des Körpers beteiligt. Diese Antikörper entstehen im Blut als Reaktion auf einen allergieauslösenden Stoff. Der Normalwert liegt bei einem gesunden Mensch im Referenzbereich von <100 kU/L, üblicherweise weisen Neurodermitis-Patienten einen sehr hohen IgE-Wert auf, dabei sind Werte bis 2.500 kU/L (in Einzelfällen bis 12.000 kU/L) keine Seltenheit. Das bedeutet für den Neurodermitiker, dass der Körper verstärkt mit der Bekämpfung eines Allergens beschäftigt ist. Zusätzlich wird die Ausschüttung von Entzündungsstoffen durch das IgE angeregt, auch Histamin wird verstärkt produziert. Die Wissenschaft geht davon aus, dass oft das Histamin für den oft so quälenden Juckreiz bei der Neurodermitis verantwortlich ist.
Impfungen als Ursache für Neurodermitis?
Bei einigen Kindern wurde Neurodermitis durch Impfungen ausgelöst. Andererseits sind besonders Säuglinge zu Beginn ihres Lebens mit einem sehr anfälligen Immunsystem ausgestattet. Sie sind noch nicht selbst in der Lage, entsprechende Abwehrkräfte zu bilden und daher sind bestimmte Impfungen lebenswichtig. Bei einer genetischen Veranlagung zu einer Atopie sollten mit dem behandelnden Kinderarzt genau die Vor- und Nachteile einzelner Impfungen abgeklärt werden.
Infektionen können Neurodermitis auslösen
Wenn die Haut durch den starken Juckreiz aufgekratzt wird, beschädigt man damit die Hautbarriere. Dadurch wird die von Haus aus geschwächte Abwehrfunktion der Haut weiter gemindert und diverse Bakterien, Viren und Pilze können über die Haut ungehindert in den Körper eindringen. Durch den ständigen Juckreiz und das daraus nicht zu verhindernde Kratzen an der Haut sind Neurodermitiker oft von einer Infektion betroffen.
Jahreszeitlich bedingte Wetterumschwünge verursachen Neurodermitis Schübe
Kaum ist der Sommer vorbei und die Haut hat sich von den Symptomen der Pollenallergie erholt, zieht auch schon der Winter ins Land und die nächste Verschlechterung der Haut ist absehbar. Dies resultiert meist aus der trockenen Heizungsluft in geschlossenen Räumen. Aber auch der ständige Wechsel von „draußen kalt und innen warm“ äußert sich oftmals in einen verstärkten Juckreiz.
Damit könnte man meinen, dass im Sommer der Hautzustand immer besser ist als im Winter. Bei vielen Neurodermitikern ist dem auch so. Aber auch zu große Hitze kann den Betroffenen zu schaffen machen. An besonders heißen Tagen kann durch starkes Schwitzen ein quälender Juckreiz ausgelöst werden, denn die geronnenen Salze laugen die gerade für Neuordermitiker so wichtigen Fette aus der Haut und stören somit wieder die Barrierefunktion der Haut.
Nimm verwendete Kosmetika genau unter die Lupe

Es lohnt sich eine genaue Untersuchung der verwendeten Kosmetika. Aufgrund der hohen Allergiebereitschaft des Körpers ist es wichtig, Produkte zu verwenden, die den natürlichen Schutzmantel der Haut teilweise wieder herstellen können und welche die Haut nicht zusätzlich reizen. Besondere Vorsicht ist immer geboten bei Inhaltsstoffen wie: Emulgatoren, Farbstoffen, Konservierungsstoffen, Mineralölen, Silikonen sowie parfumhaltigen Produkten.
Wasser kann der Haut schaden
Auch Wasser kann negative Auswirkungen auf die Haut haben. Wenn das Wasser sehr kalkhaltig ist (="hartes" Wasser), kann dies bei Neurodermitikern oft zu stärkeren Hautreizungen als bei "weichem" Wasser führen. Zu häufiges Händewaschen, Duschen oder oftmaliges Baden „belohnt“ die Haut nur allzu gerne mit Trockenheit und daraus resultierend einer verstärkten Ekzembildung. Bei vielen Neurodermitikern sind die Hände stark betroffen und häufiges Händewaschen bewirkt langfristig eine zusätzliche Verschlimmerung der Haut. Dem kann vorgebeugt werden durch die Anwendung von speziellen Reinigungsprodukten beim Händewaschen. Beziehungsweise ist nach jedem Händewaschen ein regelmäßiges Eincremen der Haut Pflicht!
Wie hängen Neurodermitis und Darm zusammen?
Ein gesunder Darm ist die Voraussetzung für einen gesunden Körper, viele Krankheiten haben ihre Ursache in einem nicht richtig funktionierenden Darm. Die enge Verbindung zwischen Darm und Haut ist mittlerweile belegt und es ist ratsam, bei der Behandlung der Neurodermitis auch eine Sanierung des Darmes in Angriff zu nehmen. Achtung! Eine Darmsanierung, egal mit welchem Produkt, ist langfristig gesehen nur dann sinnvoll, wenn man auch auf Dauer auf die Ernährung achtet. Nur eine langfristige Sanierung des Darms bringt auch eine nachhaltige Verbesserung der Hautstruktur mit sich.
Vitaminmangel
Achte auf einen guten Vitamin-B Haushalt! Vitamin B12 neutralisiert Stickstoffmonoxid-Radikale und lindet dadurch Entzündungen. Ein Vitamin-B-Mangel kann aus einer Übersäuerung des Körpers resultieren, aber durch Zufuhr von Vitamin-B-Präparaten ausgeglichen werden. Vitamin-B ist wichtig für den Stoffwechsel, für die Blutbildung und gilt auch als Radikalfänger (Anti-Aging-Effekt!). Du findest Vitamin B in Nahrungsmitteln mit Kohlenhydraten, guten Fetten und Eiweißprodukten.
Ein Zinkmangel kann sich negativ auf die Neurodermitis auswirken und mit einer Verschlechterung des Hautbildes reagieren. Ein Zinkmangel kommt häufig im Winter vor und zeigt sich durch besonders trockene Haut und einer starken Hautschuppung. Durch die Zufuhr von Vitamin-D3-Präparaten kann ein Zinkmangel eingebremst werden.

Psychische und emotionale Auslöser
Emotionale Faktoren wie negativer Stress und andere seelische Belastungen wie zum Beispiel Prüfungssituationen, Ehekrisen, Scheidung, Tod eines geliebten Menschen oder Konfliktsituationen am Arbeitsplatz spielen für jedermann eine große Rolle im Leben. Bei einem Neurodermitiker werden aber dadurch zusätzlich neue Entzündungsschübe im Körper begünstigt.
Dazu kommt die psychische Belastung durch die Neurodermitis selbst. Eine reine Haut gilt als Zeichen von Attraktivität, Erotik und Anziehung. Lerne dich so anzuerkennen wie du bist, das ist schwierig? Ein guter Psychotherapeut kann dir helfen, besser mit der Erkrankung umzugehen und selbstbewusster auf dein Umfeld zu reagieren.
Neurodermitis und der psychische Einfluss
Umweltverschmutzung
Einen Teil der laufend ansteigenden Neurodermitis-Neuerkrankungen schreibt man der immer stärker werdenden Luftverschmutzung in den Industriestaaten zu. Dagegen ist man als Einzelner völlig machtlos.
Unser Lesetipp
Neurodermitis ist nicht gleich Neurodermitis
Die Krankheitsbezeichnung an sich sagt noch nichts über die Schwere der Erkrankung aus. Das Spektrum reicht von leichten Hautrötungen bis zu schweren, nässenden, stark juckenden Ekzemen. Daher gibt es auch unterschiedliche Therapieformen. Wir haben sie im Überblick für dich zusammengefasst!

Infos zum Beitrag
Autor:
Mag. Karin Hafner
Quellenangabe: Karin hafner - Hautinfo.at; uke.de/kliniken/hautklinik/downloads/klinik-dermatologie
Stand der medizinischen Informationen: 13. April 2018
Letzte Aktualisierung: 24. Februar 2022