Windeldermatitis
Unter dem Begriff Windeldermatitis versteht man eine Entzündung der Haut im Windelbereich – umgangssprachlich meist als „wunder Po“ bezeichnet. Die Ursache sind neben dem Tragen einer Windel vor allem hautreizende Stoffe in Urin und Stuhl, manchmal aber auch die falsche Reinigung der empfindlichen Babyhaut. Wie Windeldermatitis entsteht und was dagegen hilft, erklärt die Wiener Dermatologin Dr. Doris Weiss.
Kurzfacts zu Windeldermatitis
- Windeldermatitis kann durch Scheuern der Windelränder an den Beinen entstehen
- und durch längeren engen Kontakt von Kot, Urin oder Seifenresten mit der Haut, wodurch es zu Hautreizungen kommt.
- Je länger das Baby die nasse Windel trägt, desto größer ist das Risiko der Hautreizung.
- Bei Durchfall wird das Problem noch größer, da der dünnflüssige Stuhl die Haut aggressiv angreift.
- Auch manche Salben oder Puder, die Klumpen bilden, können Windeldermatitis auslösen.
- Durch zu enges Wickeln entsteht ein warm-feuchtes Klima in der Windel, dadurch wird Windeldermatitis begünstigt.
Hautinfo.at-Expertin
Dr. Doris Weiss
Kurioserweise sind Babies im Volksmund vor allem für zwei Dinge bekannt: ihre streichelzarte Haut und ihren besonders tiefen erholsamen Schlaf. Aussagen wie „Haut so weich wie ein Babypopo“ oder „Ich habe geschlafen wie ein Baby“ sind uns zwar allen geläufig, aber von der Realität doch oft sehr weit entfernt. Gerade Baby-Haut ist besonders empfindlich und kann durch unterschiedlichste Einflüsse schnell einmal mit Irritation und Rötung reagieren.
Dr. Doris Weiss, Dermatologin
Was ist Windeldermatitis?
Windeldermatitis ist ein Ausschlag im Windelbereich und tritt bei mehr als der Hälfte aller Säuglinge und Kleinkinder zumindest in einer Minimalvariante auf. Der Häufigkeitsgipfel der Windeldermatitis liegt zwischen dem 9.-12. Lebensmonat, ein Alter in dem zunehmend Beikost konsumiert wird und sich folglich auch die Stuhlkonsistenz ändert. Prinzipiell kann die Windeldermatitis aber in jedem Alter auftreten (auch bei inkontinenten älteren Patienten), eine kurzfristige Änderung der Stuhl-Konsistenz auf Grund eines banalen Magen-Darm-Infekts ist manchmal schon ausreichend um ausgeprägte Hautveränderungen hervorzurufen.
Wie entsteht Windeldermatitis?
Die Windeldermatitis ist eine irritative Reaktion der Haut, ursächlich ist in erster Linie das Tragen der Windel an sich. Durch die Durchfeuchtung mit Urin wird die oberste Hautschicht aufgeweicht und die natürliche Hautbarriere durch Verdauungsenzyme aus dem Stuhl geschädigt. Ist unsere Hautbarriere erst einmal angegriffen, haben auch krankmachende Keime ein leichtes Spiel, besonders für Hautpilze liefert ein feucht-dunkles Klima die idealen Wachstumsbedingungen und es kann zur Superinfektion kommen (Windelsoor).
Was hilft bei Windeldermatitis?
Glücklicherweise heilt eine herkömmliche Windeldermatitis selbst ohne spezifische Therapie meist innerhalb weniger Tage ab. Barrierestärkende und austrocknende Maßnahmen stehen therapeutisch im Vordergrund. Hier haben sich beispielsweise Texturen mit Zink oder Ichthammol bewährt, da diese entzündungshemmende Eigenschaften besitzen und die Regeneration der Hautbarriere unterstützen.
Behandlungsdevise: So wenig wie möglich, so viel wie nötig
- Besonders bei der Anwendung von Cortisonpräparaten im Windelbereich ist oberste Vorsicht geboten. Stattdessen kann man auf alternative effektive immunmodulierende Lokaltherapeutika ausweichen.
- Windelfreie Phasen reduzieren den okklusiven Effekt der Windel und sollten idealerweise regelmäßig eingeplant werden.
- Bei der Auswahl an Feuchttüchern ist es wichtig darauf achten, dass sie frei von Duftstoffen und Alkohol sind, da diese potentiell Allergien hervorrufen bzw. Baby’s zarte Haut irritieren könnten.
- Stuhlverschmutzungen lassen sich auf Grund ihres hohen Fettgehaltes am Besten mit Öl z.B. mit herkömmlichen Mandel-/Sonnenblumenöl oder einem milden kommerziell erhältlichen „Babyöl“ entfernen. Danach sollte man den Popo nach Möglichkeit jedoch stets mit klarem Wasser abspülen, trockentupfen und bei milden Rötungen sofort eine Barriereschutzcreme auftragen.
- Um Windeldermatitis primär zu vermeiden empfiehlt sich ein regelmässiges Windelwechseln sofort nach jedem Stuhlgang und nach Möglichkeit auch nach dem Harnlassen.
- Der Gebrauch von Einmalwindeln ist zu bevorzugen da diese die Feuchtigkeit besser aufnehmen und dadurch von der Haut wegleiten.
Was tun wenn Windeldermatitis nicht abheilt und das Hautbild sich verschlechtert?
- Wenn der Popo von einem Tag auf den anderen ganz wund wird
- Wenn sich die Hautveränderungen ausbreiten
- Wenn das Windelwechseln deines Schützlings zur Qual wird
- Wann ist der Schritt zum Arzt erforderlich?
Wann zum Arzt?
Prinzipiell sollte jede Windeldermatitis, die nicht innerhalb weniger Tage durch Hautbarriere-stärkende und regenerierende Maßnahmen abheilt, sicherheitshalber ärztlich vorgestellt werden. Nur ein Arzt kann vom klinischen Aspekt her entscheiden ob eine Superinfektion mit Pilzen oder Bakterien vorliegt und eine spezifische Therapie erforderlich ist.
In besonders hartnäckigen Fällen mit stark entzündlicher Komponente können kurzfristig rezeptpflichtige anti-entzündliche Cremen notwendig sein. Wichtig ist, dass Eltern in der Anwendung der Therapie klar instruiert werden bzgl. Häufigkeit, Dauer, eventuelle Weiterführung über längeren Zeitraum, damit es zu keinen Missverständnissen kommt.
Abgesehen von einer banalen Windeldermatitis können sich zahlreiche weitere Hautkrankheiten im Windelbereich manifestieren, darunter auch potentiell gefährliche, welche aber in der Regel auch Hautläsionen an weiteren Körperstellen zeigen. Aus diesem Grund ist eine genaue Inspektion der gesamten Haut erforderlich.
Wichtige Zusatzinformation für andere differentialdiagnostische Krankheitsbilder wären eine bekannte Psoriasis (Schuppenflechte) Erkrankung in der Familie oder wenn das Baby an wiederkehrenden Infekten leidet oder schlecht gedeiht.
Der erste Schritt sollte immer zum Kinderarzt oder Dermatologen des Vertrauens führen, die dann in ihrem Ermessen eine entsprechende weitere Abklärung in die Wege leiten können. Solltest du unsicher sein was Diagnose und Therapie betrifft, schadet es sicher nie, eine Zweitmeinung einzuholen, immerhin gibt es nichts Wertvolleres als die Gesundheit unserer kleinsten Patienten.
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Diese Hausmittel helfen bei Windeldermatitis
Gut zu wissen
Die beginnende Windeldermatitis lässt sich manchmal auch gut mit Hausmitteln in Griff bekommen:
- Sitzbäder mit lauwarmen Tees: Kamillentee, Thymiantee oder Schafgabentee verschaffen Linderung.
- Rosenwasser: Die betroffenen Hautstellen können mit Rosenwasser aus der Apotheke betupft werden, wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd.
- Zinksalben oder Salben mit Lebertran aus der Apotheke wirken als Schutzschild für die Haut, damit Kot und Urin die Haut nicht reizen können.
Unser Lesetipp
Milchschorf vs. Kopfgneis
Das umgangssprachlich genutzte Wort Milchschorf umschreibt zwei unterschiedliche schuppende Erkrankungen der Haut beim Baby: den häufigen harmlosen Kopfgneis und den seltenen echten Milchschorf. Bei beiden Erkrankungen bilden sich auf der Kopfhaut und im Gesicht nach dem Austrocknung weißliche Krusten, die in ihrem Aussehen an verbrannte Milch erinnern. Daher der Name Milchschorf.
Infos zum Beitrag
Autor:
Dr. Doris Weiss
Quellenangabe:
Interview Dr. Doris Weiss
Stand der medizinischen Informationen: 01. August 2022
Letzte Aktualisierung: 18. Dezember 2024
