• Email
  • Facebook
  • Youtube
  • Instagram
  • Zum Anfang der Seite
    © dolgachov - 123RF
    Atopische Dermatitis (Atopisches Ekzem)

    Diagnose Neurodermitis: Sprich darüber und lass dir helfen

    Diagonse Neurodermitis? Besonders die Neurodermitis geplagte Haut ist meist nicht perfekt und am liebsten würden wir im wahrsten Sinne des Wortes aus der Haut fahren. Hol dir professionelle Unterstützung! So kann dir im Alltag geholfen werden!

    Gesellschaftlicher Schönheitswahn

    Wir schämen uns für die nicht dem Schönheitsideal vorgegebenen Bild zu entsprechen. Aber wir können nicht aus unserer Haut. Dabei kommt Perfektion in der wahren Natur seltener vor, als sich das die Betroffenen von Neurodermitis meist vorstellen. Die Bilder, die uns in Magazinen präsentiert werden, sind intensiv bearbeitet worden. Auch unsere Leinwandhelden müssen dank der modernen Aufnahmetechniken zentimeterdicke Schminke auftragen. Wenn wir das doch alle wissen: warum ist es uns dann doch so immens wichtig, mit einer makellosen Haut durchs Leben zu gehen?

    © khosrork - 123RF
    Der digitale Schönheitswahn nimmt stetig zu

    Hautinfo.at Gründerin

    Durchbrich den Teufelskreis

    Die Haut ist der Spiegel der Seele und wir wollen nicht als „beschädigt“ gelten. Einerseits verschlechtertern seelische Probleme den Hautzustand und andererseits verstärken sich die seelischen Probleme durch die Neurodermitis. Was war dann im Zweifel zuerst da? Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, hilft in vielen Fällen eine psychologische Unterstützung. Ich hab selbst im Laufe meiner Erkrankung irgendwann gemerkt, ich sollte auch an mir „im Kopf“ arbeiten und lernen mich selbst so anzunehmen, wie ich eben bin, auch mit nicht so perfekter Haut. Erst durch das psychologische Coaching habe ich endlich erkannt, dass „ich weit mehr bin als meine Haut, die Haut ist nur meine Hülle, quasi die Verpackung meines Selbst“ und ich mich nicht ausschließlich über mein Hautbild definieren muss. Es geht um den Menschen als Ganzes, nicht nur reduziert auf den Hautausschlag der nach außen sichtbar ist. Wusstest du, dass die Krankenkassen in Österreich bei der Diagnose Neurodermitis regelmäßige Sitzungen bei einem Psychologen zahlen?
    Mag. Karin Hafner
    Hautinfo.at Gründerin

    Annehmen, nicht bekämpfen

    Mit professioneller Unterstützung kannst du lernen, mit deiner Hauterkrankung besser im Alltag umzugehen. Eine Veränderung der Lebenseinstellung braucht ein bisschen Zeit, in einer psychischen Therapie bekommst du Hilfestellung und Lösungen bei Fragen wie zum Beispiel:

    • Wie gehe ich mit Verletzungen und Zurückweisung um?
    • Wie begegne ich mir selbst und wie begegne ich anderen Menschen?
    • Wie beeinflusst die Hauterkrankung meinen Selbstwert?
    • Wie kann ich eine Restrukturierung meines Lebens schaffen?
    Dr. Sabine Schneider

    Das sagt die Expertin Dr. Sabine Schneider

    In den Medien wird uns täglich vorgeführt, wie man auszusehen hat, wenn man erfolgreich und anerkannt sein will. Wenn Erfolg oder Akzeptanz aber fast ausschließlich vom äußeren Erscheinungsbild abzuhängen scheint, dann empfinden das gerade Neurodermitiker als große Belastung und Stress. Vor allem, weil andere definieren, was schön und was nicht schön ist. Dabei macht es überhaupt keinen Sinn, sich das Leben wegen anderer schwer zu machen. Dr. Sabine Schneider, psychologische Beraterin aus Salzburg: „Was die von dir erwarten, wie du auszusehen und zu funktionieren hast, ist einzig und alleine deren Wahrnehmung und Wunschgedanke und somit auch deren Problem. Wünschen können sie es sich ja. Dir wünsche ich aber, ganz zu dir zu stehen und dich nicht von außen beeinflussen zu lassen.“
    Dr. Sabine Schneider

    Stress verstärkt die Krankheit

    Es gibt viele äußere Einflüsse, die den nächsten Schub beschleunigen können. Sei es der Leistungsdruck in unserer Gesellschaft. Oder die Erwartungshaltung im Job, wie mit als normal angesehenen stressigen Alltagssituationen umzugehen ist. Es ist nachgewiesen, dass eine chronische Hauterkrankung wie Neurodermitis häufig Krankenstand verursachen kann.

    Viele Betroffene haben Angst, durch sehr viele Krankenstandstage ihren Job zu verlieren und gehen daher oft auch während eines akuten Schubes arbeiten. Gerade wenn die Haut "blüht" wäre es wichtig, Körper und Geist die notwendige Ruhe zu geben um sich schneller wieder zu regenerieren. Es bedarf daher noch viel öffentliche Aufklärung in Bezug auf diese Hauterkrankung: Patienten sollten nicht zusätzlich zu den Schmerzen und dem Schamgefühl von Arbeitskollegen konfrontiert werden mit Aussagen wie "Wegen diesem Hautauschlag und dem bisschen Juckreiz bleibst du zuhause?"

    Seelischen Druck wahrnehmen

    Lerne, den seelischen Druck wahrzunehmen und ihn entweder zu vermeiden oder zumindest bewusst mit ihm umzugehen.

    • Genauer Hinschauen wenn der Körper Signale sendet
      Durch die wachsende Geschwindigkeit hetzen wir von einem Termin zum nächsten. Wenn deine Haut dir also das nächste Mal wieder Signale sendet, dann schau doch mal, was sich gerade so in deinem Leben tut und versuch, etwas Geschwindigkeit herauszunehmen. Sprich auch mit deinem Arbeitgeber und deinen Arbeitskollegen über die Erkrankung.
    • Achtsacher Umgang mit deinem Körper
      Schaue in Zukunft etwas genauer hin in all deine Lebensbereiche. Du wirst nach einer gewissen Zeit herausfinden, was dir gut tut und auf welche Dinge du allergisch reagierst. Das geht von bestimmten Nahrungsmitteln über unangenehme Materialien und Stoffe bis hin zu bestimmten Mitmenschen.
    • Tagebuch führen
      Vielleicht hilft es dir, ein Tagebuch zu führen, indem du die Schübe und das seelische Befinden, die Emotionen und auch die Stressfaktoren des Alltags notierst. Das kann dir helfen, die Auslöser der Erkrankung zu finden, die negativen Einflüsse zu erkennen und diese dann auch zu vermeiden.
    • Lernen von Entspannungstechniken
      Und wenn du bestimmte Lebensumstände nicht ändern kannst? Dann kannst du dich mit der für dich passenden Entspannungstechnik immerhin besser damit arrangieren.
    © viorelkurnosav - 123RF

    Neue innovative Medikamente bringen Beschwerdefreiheit

    Du hast Neurodermitis, hast schon so vieles probiert und nichts funktioniert? Es gibt für schwere Verläufe neue innovative Medikamente, die Beschwerdefreiheit bringen können. Dazu zählt auch der Wirkstoff Dupilumab, ein Biologikum, welches seit 2017 bei mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis für erwachsene Patienten und seit März 2023 auch für Babys ab dem 6. Lebensmonat in Österreich zugelassen ist. Dieses Medikament, welches 14-tägig mit einer Fertigspritze (6. Lebensmonat bis 11.Lebensjahr) oder Fertigpen (Erwachsene und Kinder ab dem 12. Lebensjahr) gespritzt wird, greift ganz gezielt in das Immunsystem ein und blockiert die Signalwege der Entzündung. Dabei wirkt es nicht auf das gesamte Immunsystem, sondern ausschließlich auf die Übertragungswege jener Botenstoffe, die an der Atopischen Dermatitis beteiligt sind. Die bisherigen Studien bestätigen bei vielen Patienten weniger Juckreiz und kleinere bzw. weniger ausgeprägte Ekzeme. Im Zuge dessen haben sich psychische Themen wie Angstzustände und Depressionen deutlich gebessert.Ob dieses neue und innovative Medikament für dich geeignet ist, entscheidet dein Dermatologe!

    Hautarzt Finder
    Finde rasch und bequem den richtigen Spezialisten

    So entspannst du ganz natürlich

    Psychische Belastungen führen letztendlich auch zu einer erhöhten Anspannung der Muskulatur. Dauert dieser Zustand der Verspannung länger an, leidet darunter nicht nur der Körper, sondern auch die Seele. In den letzten Jahren zeigte sich bei vielen Neurodermitis Patienten deutlich, dass durch das regelmäßige Ausüben einer Entspannungstechnik der Hautzustand wesentlich verbessert werden kann. Entspannungsübungen können die Grunderkrankung nicht heilen, führen aber langfristig zu mehr innerer Gelassenheit, Sicherheit und Zuversicht. Das wirkt sich positiv auf die Psyche und damit auf die Haut aus. Es gibt unterschiedliche Methoden, um zu entspannen. Jeder Neurodermitiker sollte für sich herausfinden, was ihn im Alltag zwischendurch entspannt und wo er sich Kraft holen kann.

    Autogenes Training

    Ein gutes Mittel, um sich eine kleine Auszeit zu nehmen ist Autogenes Training. Die Entspannungsmethode, die in den 30iger Jahren in Berlin entwickelt wurde, kommt ursprüngliche aus der Hypnose.  Durch formelhafte Redewendungen, der sogenannten Autosuggestion, hilfst du dem Unterbewusstsein, an etwas zu glauben. Voraussetzung dafür ist eine ruhige Körperhaltung, meistens werden die Übungen im Liegen gemacht. Die aus kurzen formelhaften Vorstellungen bestehenden Übungen sagst du dir mehrmals konzentriert im Geiste vor. Die "einfache" Version des Autogenen Trainings besteht aus sieben Übungen, die in der Regel nacheinander durchgeführt werden. Es gibt sehr viele Kurse und Seminare dazu, probiere es mal aus.

    © deagreez - 123RF
    Versuche dich regelmässig vom Alltag zu entspannen

    Progressive Muskelrelaxation

    Mit Hilfe der Progressiven Muskelrelaxation werden einzelne Muskelgruppen abwechselnd angespannt und dann wieder entspannt – und zwar Schritt für Schritt über die gesamte Skelettmuskulatur. Diese Wechselwirkung führt zu einer generellen Muskelentspannung, die sich wohltuend auf Körper und Geist auswirkt. Auch für diese Übungen braucht es ein bisschen Übung, aber schnell wirst du merken, wie einfach dein Körper vom Arbeits- in den Ruhemodus schalten kann. Im Zustand der Entspannung ist der Körper nicht auf Leistung, sondern auf Regeneration eingestellt. Ideal für deine Haut.

    Fazit

    Neurodermitis hat einen psychosomatischen Hintergrund. Psychische Faktoren spielen damit eine Rolle, aber sie sind nicht der alleinige Auslöser. Es spielen immer Körper, Geist, Seele und Psyche zusammen. Die große Problematik bei Neurodermitis ist, dass die Symptome nach außen für jedermann sichtbar sind. Dies löst sowohl in der Umgebung des Patienten (z.B. Ekel) als beim auch Patienten selbst (z.B. Scham) Reaktionen aus. Damit muss man als Betroffener umgehen lernen. Die Psychodermatologie hilft zu verhindern, dass Menschen aufgrund ihrer Erkrankung in eine Depression schlittern und Angststörungen und Phobien entwickeln. Im Rahmen der Behandlung lernen die Patienten die physischen und psychischen Symptome verstehen, um langfristig besser damit klarkommen zu können.

    Dr. Eva Lehner-Baumgartner

    Experten-Interview: Psychische Belastung

    Sehr interessant dazu unser Interview mit Mag. Dr. Eva Lehner-Baumgartner, Leiterin Klinische Psychologie im AKH Wien, mit der wir über das psychotherapeutische Angebot in Österreich geplaudert haben. Sie ist überzeugt, dass bei vielen Neurodermitis-Patienten eine begleitende Therapie die Hauterkrankung positiv beeinflussen kann. Eine psychische Begleittherapie muss aber aktiv eingefordert werden. Leider haben gerade Hautpatienten die Angewohnheit, sich „unsichtbar“ zu machen und nicht laut aufschreien zu wollen.
    Hier geht’s zum Beitrag

    Unser Lesetipp

    Schulmedizin Das sagt der Experte

    Behandlung mit Biologika unterdrückt die Ursache bei Neurodermitis

    Die Atopische Dermatitis oder Neurodermitis ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Haut. Die Anlage zur Neurodermitis ist vererbbar. Neue Therapiemöglichkeiten mit monoklonalen Antikörpern nehmen direkt Einfluss auf die Fehlregulation des Immunsystems und machen Betroffene in vielen Fällen beschwerdefrei.


    Infos zum Beitrag

    Autor: Markus Wurmböck
    Quellenangabe: Karin Hafner - hautinfo.at , drsabineschneider.com , arztsuche24.at , ernaehrungsberatung-wien.at
    Stand der medizinischen Informationen: 13. März 2023
    Letzte Aktualisierung: 05. April 2023

    Anzeige

    Entdecke weitere Kategorien