Psychische Belastung einer Hauterkrankung
Wie belastend ist eine Hauterkrankung fĂŒr einen Betroffenen aus psychologischer Sicht? Wir haben mit Frau Dr. Eva Lehner-Baumgartner (Psychologin im AKH Wien) darĂŒber gesprochen, wie du neben Hautpflege und medizinischer Behandlung mit psychologischer UnterstĂŒtzung deinen Alltag verbessern kannst.
Menschen mit einer Hauterkrankung fĂŒhlen sich in ihrer Haut unwohl. Neurodermitis, Psoriasis oder Akne ist sofort fĂŒr jedermann sichtbar. In Zeiten von makellosen Schönheitsidealen und Schönheits-OPs vor laufender Kamera werden HautverĂ€nderungen oft als Makel oder Ungepflegtheit abgetan. Die Medien zeigen uns tĂ€glich vor, wie man auszusehen hat, um akzeptiert zu werden und Anerkennung zu erfahren.
Damit spielt das Ă€uĂere Erscheinungsbild fĂŒr unser psychisches Wohlbefinden eine bedeutende Rolle. Die ĂŒberproportional steigende Anzahl an Betroffenen schĂ€mt sich fĂŒr die eigene Haut. Man fĂŒhlt sich durch das eigene Aussehen als AuĂenseiter und der psychische Stress wird oft zu einer gröĂeren Belastung als die körperlichen Schmerzen. Immer mehr Betroffene ziehen sich vom gesellschaftlichen Leben zurĂŒck und leiden still vor sich hin. Dabei verschlimmert eine negative Einstellung zu sich selbst meist die Symptome der Hauterkrankung (z.B. bei Neurodermitis).
Obwohl das Leben mit einer Hautkrankheit die psychische Gesundheit stark beeintrĂ€chtigen kann, sprechen die Wenigsten darĂŒber. Der Druck und der Wunsch, perfekt auszusehen, können wirklich sehr belastend sein. Obwohl wir wissen, dass jede Unvollkommenheit an diesen âperfektenâ Körpern vor der Veröffentlichung der Bilder von einem Computer retuschiert wurde, wĂ€chst das GefĂŒhl, dass wir nicht gut genug sind. Es ist nicht einmal so, dass wir sich nicht schön fĂŒhlen - wir fĂŒhlen uns unzulĂ€nglich.
Frau Dr. Eva Lehner-Baumgartner, Sie haben lĂ€ngere Zeit als Psychologin in der Dermatologie des AKH Wien gearbeitet. Wie belastend ist eine Hauterkrankung fĂŒr einen Betroffenen aus psychologischer Sicht?
Eine Hauterkrankung ist fĂŒr den Patienten eine hohe emotionale Belastung. Man versteckt sich, um KrĂ€nkungen zu vermeiden und sich nicht jenen Dingen auszusetzen, die eine KrĂ€nkung mit sich bringen können. Das âEinbunkernâ beeinflusst wiederum die Psyche in negativer Hinsicht, wodurch die Hautproblematik wieder verstĂ€rkt zum Vorschein kommt. Das fĂŒhrt dann zu dieser Spirale nach unten, die auch wissenschaftlich gut begrĂŒndet ist.
Generell sollte sich bei Hauterkrankungen die Behandlung auch an den emotionalen und psychischen Belastungen orientieren. Der objektive Befund und das subjektive Befinden des Patienten passen oft nicht gut zusammen, daher gilt es ein individuelles Behandlungskonzept (Arzt gemeinsam mit Patienten) zu erstellen. Es gibt kein Generalrezept, aber es gibt ein paar Grundtipps, die das Leben einfacher machen können.
Sehen Sie aus psychologischer Sicht einen Zusammenhang zwischen beruflichem bzw. privatem Stress und dem Verlauf der Hauterkrankung?
Die Haut ist der Spiegel der Seele. Bei Menschen mit einer Hauterkrankung werden Stressreaktionen beruflicher und privater Natur hauptsĂ€chlich ĂŒber die Haut sichtbar. Die Haut ist dabei das schwĂ€chste Organ und reagiert mit Symptomen wie Ekzemen, Rötungen, Juckreiz, etc. Jeder Mensch hat seine persönliche âSchwachstelleâ. Der eine bekommt durch Stress MigrĂ€ne, der andere Gastritis und der nĂ€chste reagiert eben mit Reaktionen auf der Haut.

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Welche Rolle spielt die Psyche bei Hauterkrankungen?
Psychische Faktoren spielen per se eine Rolle bei chronisch entzĂŒndlichen Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Psoriasis, aber sie sind nicht der alleinige Auslöser. Es lĂ€sst sich nicht automatisch ableiten, dass man, wenn man nicht psychisch ausgeglichen ist, eine Hauterkrankung bekommt. Es braucht dazu immer auch eine genetische Veranlagung.
Viele Erkrankung haben auch einen psychosomatischen Hintergrund. Es spielen immer Körper, Geist, Seele und Psyche zusammen. Die zusĂ€tzliche Problematik einer Hauterkrankung ist, dass die Symptome nach auĂen sichtbar sind. Dies löst sowohl in der Umgebung des Patienten (z.B. Ekel) als beim auch Patienten selbst (z.B. Scham) Reaktionen aus. Damit muss man als Betroffener umgehen lernen.
Die Psychodermatologie hilft zu verhindern, dass Menschen aufgrund ihrer Erkrankung in eine Depression schlittern und Angststörungen und Phobien entwickeln, die letztendlich in Selbstmordgedanken oder tatsÀchlichem Selbstmord enden können. Im Rahmen der Behandlung lernen die Patienten die physischen und psychischen Symptome verstehen, um langfristig besser damit klarkommen zu können.

Die Expertin Mag. Dr. Eva Lehner-Baumgartner
AKH Wien Dermatologie
Ambulanz fĂŒr chronisch entzĂŒndliche Hauterkrankungen
Ăffnungszeiten: Montag bis Freitag nach Terminvereinbarung
Telefonische Terminvereinbarungen: 8.00 bis 15.00 Uhr unter 01/ 404 00-77000
FĂŒr einen Termin brauchst du eine Ăberweisung eines Dermatologie-Facharzts (Hautarzt). Beim ErstgesprĂ€ch in der Ambulanz solltest du ansprechen, dass du zeitgleich eine psychologische Behandlung möchtest. Eine psychologische Therapie lĂ€uft begleitend zur medizinischen Behandlung im AKH. Es entstehen ĂŒblicherweise keine Kosten, da diese werden von den Krankenkassen ĂŒbernommen werden.
Mag. Dr. Eva Lehner-Baumgartner, Leitung Klinische Psychologie im AKH Wien
Wie lÀuft die Psychotherapie genau ab?
Beim primĂ€ren Einstieg mit Patienten aus psychodermatologischer Seite geht es zumeist darum, den Umgang mit der Erkrankung zu unterstĂŒtzen und patientengerecht ĂŒber die Erkrankung zu informieren (Psychoedukation).
An erster Stelle steht dabei die sogenannte Compliance, also das kooperative Verhalten (âTherapietreueâ) des Patienten im Rahmen der Therapie. Gerade bei chronischen Hauterkrankungen ist die korrekte Einnahme der empfohlenen Medikation fĂŒr eine langfristige Linderung der Beschwerden von groĂer Wichtigkeit. Der Patient soll motiviert sein, die Verordnungen/Empfehlungen des behandelnden Arztes wirklich in seinen Lebensalltag zu integrieren. Es geht darum, ein Grundvertrauen in die Medizin entgegen zu bringen und gemeinsam ein Behandlungskonzept zu erstellen.
Das kann aber nur funktionieren, wenn gemeinsam (Arzt mit dem Patienten) daran gearbeitet wird. Die AktivitĂ€t des Patienten ist absolute Voraussetzung fĂŒr eine langfristige Linderung der Beschwerden. Vor allem, wenn sich der Patient in einem akuten Schub befindet, ist der Leidensdruck extrem hoch und es werden neben Medikamenten viel Salben und diverse Cremes verwendet. Gerade dann ist es wesentlich, dass man die Geduld nicht verliert und am Therapieplan festhĂ€lt, auch wenn es noch so schwer fĂ€llt.
Ăndern was verĂ€nderbar ist und annehmen was nicht verĂ€nderbar ist. Ein wesentliches Ziel in der Therapie besteht darin, dem Patienten klar zu vermitteln, welche Aspekte in seinem Leben verĂ€nderbar sind und welche nicht. Es wird dabei speziell auf individuelle Themen wie z.B. soziales Umfeld, Arbeit, Familie oder Wunsch nach Partnerschaft eingegangen. Der Patient lernt, die Hauterkrankung anzunehmen und besser in seinen Alltag zu integrieren.
- Wie gehe ich mit ZurĂŒckweisung um?
- Wie begegne ich mir selbst und wie begegne ich anderen Menschen?
- Wie beeinflusst die Hauterkrankung meinen Selbstwert?
- Wie kann ich eine Restrukturierung meines Lebens schaffen?
Fragen wie diese werden ebenfalls im Zuge einer psychischen Therapie beantwortet. Man muss sich aber immer bewusst sein, dass man fĂŒr eine Lifestyle- bzw. LebensverĂ€nderung Geduld braucht und es nicht von einem Tag zum anderen passiert.
Ist das psychotherapeutische Angebot in Ăsterreich ausreichend? Es gibt nur wenige Psychotherapeuten, die umfangreiche Erfahrungen mit Hauterkrankungen haben. Dazu kommt die Tatsache, dass die Krankenkassen nur ca. 22⏠pro Therapiestunde bezahlen.
Leider bieten Ambulanzen immer weniger psychosoziale Leistungen an. Dazu verabsÀumt es die Politik, im niedergelassenen Bereich leistbare Behandlungen zu schaffen.
Viele Menschen mit Hauterkrankungen haben psychische Probleme, die einer Behandlung bedĂŒrfen. Wenn diese entsprechend therapiert wĂŒrden, könnte man den Verlauf der Hauterkrankung positiv beeinflussen. Patienten mĂŒssen eine psychische Begleittherapie aktiv fordern. Es gibt ein Recht auf psychologische Betreuung im Zuge einer medizinischen Behandlung.
Wenn von Patientenseite der Druck verstĂ€rkt wird, muss die Politik handeln. Das Problem ist aber, dass gerade Hautpatienten die Angewohnheit haben, sich âunsichtbarâ zu machen und nicht laut aufschreien zu wollen. Eigentlich sollte kein Mensch in diesem Land aus der Verzweiflung heraus Suizidgedanken hegen, obwohl es Behandlungen gibt, die genau das verhindern könnten.
Die Bereitschaft der FachĂ€rzte fĂŒr Dermatologie, mit Psychologen zusammen zu arbeiten, ist in den letzten Jahren gestiegen. Das ist einerseits darauf zurĂŒckzufĂŒhren, dass eine psychische Behandlung vom Patienten selbst eingefordert wird und andererseits eine bessere Akzeptanz in der Medizin erkennbar ist.
Frau Dr. Eva Lehner-Baumgartner, herzlichen Dank fĂŒr das informative und aufschlussreiche GesprĂ€ch.
Hautinfo.at Fazit

Pickel, Ausschlag, juckende Ekzeme â und sich dann âschön fĂŒhlenâ und selbstbewusst auftreten?
Ich kenne das GefĂŒhl, âsich unwohl in der eigenen Haut zu fĂŒhlenâ nur allzu gut. Ich habe diesen Teufelskreis persönlich erlebt: Wenn ich angespannt, gestresst oder nervös war, wirkte er sich direkt auf meine Haut aus, beeintrĂ€chtigte mein SelbstwertgefĂŒhl und meine Emotionen und verursachte mehr Stress. WĂ€hrend eines Schubes isolierte ich mich so weit wie möglich als psychologischer Abwehrmechanismus. Ich ertrank in Selbstmitleid. Ich schĂ€mte mich meiner Haut und hatte stĂ€ndig das GefĂŒhl, nicht dazu zu gehören. Das Schlimmste war das GefĂŒhl der Hilflosigkeit. Obwohl ich stĂ€ndig in engem Kontakt mit verschiedenen Ărzten stand, die mir bei der Suche nach der bestmöglichen Versorgung halfen, fĂŒhlte ich mich mit meiner Krankheit ganz allein. Nach und nach habe ich gelernt, dass es eine wichtige Voraussetzung fĂŒr die Linderung meiner Beschwerden ist, dass ich selbst mein Aussehen so annehme, wie es eben ist. Das ist nicht leicht und geht nicht von einem Tag zum anderen, aber eine psychotherapeutische Behandlung kann dich dabei unterstĂŒtzen. Diese Behandlung kann dir nicht das ganze Leid der Hauterkrankung nehmen, aber du hast die groĂe Chance zu lernen, besser damit umzugehen. Nimm dein Leben und deine Krankheit in die Hand, werde selbst aktiv und richte deine Situation positiv aus! Ich bin davon ĂŒberzeugt, dass ĂŒber kurz oder lang es dir deine Haut mit einem schöneren Aussehen danken wird.
Karin Hafner, GrĂŒnderin der Hautinfo.at
Unser Lesetipp
Psyche: Einfluss auf Hauterkrankungen
Die Symptome von Hauterkrankungen gehen im wahrsten Sinn des Wortes âunter die Hautâ. Wir haben mit der Salzburger Psychologin und Psychotherapeutin Dr. Elisabeth Adleff ĂŒber den Einfluss der Psyche auf unsere Haut gesprochen. Sie erzĂ€hlt aus dem NĂ€hkĂ€stchen ihrer tĂ€glichen Arbeit mit Betroffenen von verschiedenen Hauterkrankungen. Fazit: Sehr interessant!

Infos zum Beitrag
Autor:
Mag. Dr. Eva Lehner-Baumgartner
Experte:
Mag. Dr. Eva Lehner-Baumgartner
Quellenangabe: Interview Dr. Eva Lehner-Baumgartner
Stand der medizinischen Informationen: 11. Juli 2018
Letzte Aktualisierung: 12. Juli 2021