Neurodermitis. Mein allerbester Körper-Coach!
Juliane Scherf, Qualifizierte Praktikerin nach der Grinberg Methode® und Trainerin für Körperaufmerksamkeit in Wien, spricht in diesem Artikel darüber, wie die Körperarbeit nach der Grinberg Methode® ihr dabei geholfen hat, ihre Neurodermitis in den Griff zu bekommen. Wie sie über die Jahre aus einer schwierigen Beziehung zu ihrer Haut, die wichtigste Freundschaft ihres Lebens entwickelt hat.
In ihrer Wiener Praxis und auch in Online-Sitzungen zeigt Juliane Menschen, die unter Neurodermitis leiden, wie sie Schritt für Schritt ihr Vertrauen in den Körper zurückgewinnen. In Einzelsitzungen und ihrem Gruppentraining “Dich spüren üben” vermittelt sie die Erfahrung, dass DU aktiv für dein Wohlbefinden sorgen kannst, Und zwar gerade in den herausfordernden Momenten, die die Neurodermitis mit sich bringt, wie zum Beispiel bei akutem Juckreiz oder auch bei unangenehmen Zuständen wie dem Gefühl von Hilflosigkeit, Aggression oder innerer Unruhe.
Außerdem verrät Juliane uns in ihrem Video eine ihrer effektivsten Körperübungen, die auch DIR helfen kann, deinen nächsten Juckschub in nur wenigen Minuten gelassener zu meistern.
Meine Geschichte mit Neurodermitis
Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen ersten Juckschub. Ich war damals 24 Jahre alt. Es war Abend und ich saß immer noch am Schreibtisch und arbeitete unter Hochdruck an einer Hausarbeit für die Uni. Eine körperliche Baustelle war wirklich das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte. Aber da der Juckreiz in der Ellenbeuge nicht weniger wurde, musste ich meine Arbeit wohl oder übel unterbrechen und mich ihm zuwenden. Was ich damals nicht erahnen konnte: Dies war der Anfangspunkt einer Odyssee, die mich letztlich zur Grinberg Methode® und zu meinem absoluten Traumjob als Grinberg Praktikerin führen sollte.
Mein erster Juckschub war wie ein Schock!
Ich wusste nicht, was mit mir passierte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich spürte nur, dass ich Hilfe brauchte und ging in der darauf folgenden Nacht zur Notaufnahme ins Krankenhaus. Dort bekam ich zwar keine Diagnose, aber zumindest erste Hinweise, wie ich den Juckreiz durch Hausmittel lindern konnte.
Trotz allem, die Juckschübe kehrten zurück, wurden immer häufiger und verteilten sich mit der Zeit über den ganzen Körper. Ich tat damals genau das Falsche, weil ich es nicht besser wusste: Mich an den juckenden Stellen kratzen und mich häufig sehr heiß duschen, um mir kurzfristig Erleichterung zu verschaffen.
Mein damaliger Hautarzt war ratlos. Er wusste einfach nicht, was er mit meinem Hautbild anfangen konnte und überwies mich schließlich ins Krankenhaus. Dort wurde ich auf Herz und Nieren durchgecheckt. Und mit einer Kortison-Salbe erst einmal wieder hergestellt.
Bei der Entlassung gab mir der behandelnde Arzt einen Rat, der mein Leben verändern sollte: “Diese Hautkrankheit wird Sie ihr Leben lang begleiten. Neurodermitis kann durch Stress ausgelöst werden. Versuchen Sie daher, herauszubekommen, welches Ihre Stress-Trigger sind und wie Sie diese reduzieren bzw. ganz vermeiden können. Machen Sie es sich zur Aufgabe, Ihre eigene Spezialistin zu werden und herauszufinden, wie Sie Schübe ganz vermeiden und wie Sie mit Schüben am besten umgehen können.”
Meine eigene Spezialistin werden... Ich war empört. Dafür waren doch andere zuständig. Ärzte und Therapeuten! Und gleichzeitig wusste ich im Inneren, dass ich keine andere Wahl hatte, als mich auf die Suche zu begeben und nun selbst Verantwortung für mein Wohlbefinden zu übernehmen.
Aber wo anfangen? Was mir damals am logischsten schien, war, Sitzungen bei einer Psychotherapeutin zu nehmen, um herauszufinden, was mir Stress machte. Ich merkte, es war gut, mich mir selbst zuzuwenden. Aber schon bald merkte ich, dass sprechen und mich analysieren allein mir nicht bei meinem Kernproblem half: Die Juckschübe abzuwehren, die mich überfallartig heimsuchten!
Grinberg Methode®: Lernen mit Stress umzugehen
Durch die Empfehlung einer Freundin nahm ich eine Einzelsitzung bei einer Praktikerin, die mit der Grinberg Methode® arbeitete. Das klang gut, aber ich war gleichzeitig skeptisch, da ich noch nie davon gehört und keine Ahnung hatte, was mich erwartete. Bereits nach meiner ersten Sitzung bemerkte ich, dass mich diese Art der Körperarbeit ganz anders berührte als alles, was ich zuvor probiert hatte. Und dass auch meine Haut sich zu bessern anfing. Ich schöpfte Hoffnung, dass ich nun endlich einen Anhaltspunkt gefunden hatte, etwas, das mir wirklich half. Etwas, das ich selber und jederzeit anwenden konnte. Grandios!
Im Laufe meines Lernprozesses mit meiner Praktikerin verstand ich immer mehr, dass die Juckschübe mit meiner Gefühlswelt in Zusammenhang stehen. Je mehr ich diese Gefühle in den Sitzungen zulassen und meinen Körper entspannen konnte, desto besser ging es mir. Es ging vor allem um meinen persönlichen Umgang mit Schmerz und Angst, den ich ganz früh, in meiner Geschichte gelernt hatte.
Diese Vermeidungsstrategie, um Angst und Schmerz nicht spüren zu müssen, wiederholte ich seit meiner Kindheit unbewusst auf dieselbe Weise, zum Beispiel in dem ich reflexartig meinen Bauch anspannte, obwohl es heutzutage überhaupt keinen Sinn mehr machte, ja, mir sogar körperlich schadete.
Ich lernte die Stress-Trigger kennen, die die Schübe auslösten und konnte so immer frühzeitiger gegensteuern, so dass es gar nicht erst zum Ausbruch der Ekzeme kam. Wenn Juckschübe kamen, konnte ich nun einordnen, was der Auslöser in meinem Alltag war und konnte für mich sorgen, zum Beispiel durch gezielte Entspannungsübungen. Und so wurde ich mehr und mehr symptomfrei und meine Kortisonsalbe lag nur noch für den absoluten Notfall in der Schreibtischschublade.
Heutzutage begleite ich selber Menschen, die mit Neurodermitis zu kämpfen haben. Und freue mich zu erleben, wie sich auch bei ihnen der Umgang mit der Hautkrankheit und der Umgang mit sich selbst verändert. Ja, wie auch SIE zu ihrem eigenen Spezialisten oder ihrer eigenen Spezialistin für den Umgang mit Stress werden und lernen, selbst für das eigene Wohlbefinden zu sorgen.
Was ist die Grinberg Methode®?
Die Grinberg Methode® ist ein umfassendes Aufmerksamkeitstraining, das von Avi Grinberg entwickelt wurde und das in Form von Einzelsitzungen, Körpertrainings und das sogenannte “Stopping Movement” vermittelt wird.
Das zentrale Thema der Methode ist es, die Aufmerksamkeit vom Kopf in den Körper zu bringen. Und in herausfordernden Alltagssituationen oder anhaltenden Krisen präsenter und weniger ferngesteuert zu sein. Und dadurch auf lange Sicht das eigene Wohlbefinden zu steigern.
Der Ausgangspunkt der Arbeit ist der Körper, denn alles, was wir denken oder fühlen, drückt sich im Körper aus. Du lernst, dich als Ganzes, also nicht nur vom Verstand her, wahrzunehmen. Nicht nur aus dem Verstand heraus zu agieren, sondern deine ganze Körperintelligenz und Kraft zu spüren und zu nutzen und dich bewusst zu entscheiden, was deine nächsten Schritte sind. Du spürst dadurch, was du brauchst und was du willst. Wo unnötige Anspannungen sind, die du loslassen kannst, damit es dir besser geht und dadurch Energie frei wird, die du bewusst für die Dinge einsetzen kannst, die du willst und brauchst.
Es geht also vor allem um Selbstermächtigung. Und die Antwort auf die Frage, was kannst du selber für dich tun, um dich wohler zu fühlen? Vor allem bei Erfahrungen, in denen du Schmerz oder Angst (die zwei zentralen Themen der Methode) wiederholt erlebst. Situationen, die dich stressen und in denen du dich automatisch anspannst, ohne dass es dir bewusst ist, oder du auf eine Weise reagierst, wie du es gar nicht möchtest.
Videotipp: Mit dieser Körperübung kannst du den nächsten Juckschub besser meistern
Warum mir die Grinberg Methode® geholfen hat
Durch die Neurodermitis ist damals mein Vertrauen in meinen Körper sehr gestört worden und ich habe die Juckschübe als eine Attacke gegen mich selbst interpretiert. Die Sitzungen und die Körpertrainings nach der Grinberg Methode® haben mir geholfen, meine Perspektive zurechtzurücken und mein Vertrauen in meinen Körper wieder herzustellen.
So kommt es, dass ich heutzutage eine tiefe Verbundenheit und Dankbarkeit ihm gegenüber empfinde. Ich weiß nun sehr gut, was einem Neurodermitis-Schub voran geht, was meine ganz persönlichen Trigger sind. Meine Aufmerksamkeit für mich und meinen Körper ist mittlerweile so geschult, dass ich bewusst wahrnehme, wie ich in meinem Körper Stress erzeuge. Das heißt, wie ich mich anspanne, welche Ängste ich habe, welche Stimmungen ich erzeuge, wenn es mal wieder stressig wird.
Ich ertappe mich immer früher dabei und kann mich bewusst entscheiden, zu entspannen oder so zu handeln, dass ich nicht in Stress gerate. Ich kann auf diese Weise sehr oft verhindern, dass ein Neurodermitis-Schub überhaupt auftritt. Aufmerksam zu sein, mich bei Stress selbst “runterzupegeln” und den Körper nicht einzuschränken, nichts wegzudrücken, ist mittlerweile für mich das Natürlichste auf der Welt.
Und wenn ich ab und zu doch noch einen Neurodermitis-Schub bekomme, dann weiß ich genau, wie ich den Schub so schnell wie möglich beende. Meist ruhe ich mich dann aus und spüre in meinen Körper hinein, um herauszufinden, was gerade nicht passt und was er jetzt braucht. Ich mache dann häufig eine gezielte Körperübung (eine Atem-, Stille- oder Entspannungsübung), die mir dabei hilft, das lästige Jucken in wenigen Minuten abzumildern und mich zu entspannen.
Juliane Scherf
Möchtest du auch deine Neurodermitis zu deinem besten Freund oder deiner besten Freundin machen? Wenn du jetzt eine Einzelsitzung oder ein Körper-Training nach der Grinberg Methode® online oder in meiner Praxis am eigenen Leib erfahren möchtest, dann nimm gerne Kontakt mit mir auf!
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Ich freue mich, dich kennenzulernen!
Juliane
Wichtig zu wissen
Wichtig ist mir zu erwähnen, dass die Grinberg Methode® nicht den (Haut-)Arzt ersetzt. Sie wirkt unterstützend auf dein Wohlbefinden, erhebt jedoch weder den Anspruch zu heilen, Alternativmedizin oder Massagetherapie zu sein, noch versteht sie sich als Teil der helfenden sozialen Berufe oder als Ersatz für psychologisch fundierte Psychotherapie. Die Grinberg Methode® ist nicht für Menschen geeignet, die an lebensbedrohlichen oder schweren Erkrankungen leiden oder die medizinische oder psychiatrische Hilfe benötigen. Zudem ist sie kein Ersatz für jegliche Art von notwendiger Behandlung oder gesundheitspsychologischer Beratung.
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