Arzneimittelexanthem: Ausschlag nach Einnahme von Medikamenten
- Was ist ein Arzneimittelexanthem?
- Allergische oder pseudoallergische Reaktion: Was hat es damit auf sich?
- Welche Arzneimittel sind hÀufige Auslöser des Exanthems?
- Wie zeigt sich ein Arzneimittelexanthem?
- Wie schnell reagiert der Körper auf das Arzneimittel?
- Wie lange bleibt das Arzneimittelexanthem?
- Wann sollte man mit dem Ausschlag zum Arzt gehen?
- Wie wird ein Arzneimittelexanthem behandelt?
Deine Haut kann auf vieles mit einem Ausschlag reagieren â auch auf Arzneimittel. Ein Ausschlag, der sich zeitnah zur Anwendung eines neuen Medikaments zeigt, wird Arzneimittelexanthem oder Medikamentenausschlag genannt. Erfahre hier, wie solch ein Ausschlag aussieht, was du tun kannst, wenn er auftritt, und wie du ihm vorbeugst.
Was ist ein Arzneimittelexanthem?
Ein Arzneimittelexanthem ist ein Medikamentenausschlag, mit dem deine Haut auf einen bestimmten Wirkstoff oder auf einen Hilfsstoff wie einem Geschmacks-, Konservierungs-, Farb- oder FĂŒllstoff in einem Medikament reagiert, das du entweder eingenommen oder auf deine Haut aufgetragen hast. Dabei handelt es sich um eine allergische oder pseudoallergische Hautreaktion. Diese erfolgt meist sehr zeitnah zur ersten Einnahme des Medikaments â dem âErstkontaktâ deines Körpers mit diesem Wirkstoff. Du musst wissen, dass der zeitliche Zusammenhang zwischen der Anwendung des Medikaments und dem Auftritt des Ausschlags den wichtigsten Hinweis zur Diagnose eines Arzneimittelexanthems liefert.
Allergische oder pseudoallergische Reaktion: Was hat es damit auf sich?
Reagiert dein Körper allergisch auf das Arzneimittel, richtet sich die körpereigene Abwehr (Immunsystem) gegen das Medikament. Meist treten die zugehörigen Allergiesymptome verzögert auf und nicht immer folgt die allergische Reaktion nach dem Erstkontakt mit dem kritischen Stoff. FĂŒr eine verzögerte beziehungsweise erst nach mehrmaliger Anwendung einsetzende allergische Reaktion gibt es mehrere Risikofaktoren. Dazu zĂ€hlen:
- das Alter des Patienten
- unregelmĂ€Ăige Einnahme des Medikaments
- plötzlich verÀnderte Dosis
- parallel auftretender Virusinfekt wie zum Beispiel Herpes
- oder ein allgemein geschwÀchtes Immunsystems, beispielsweise wegen einer Autoimmun- oder Krebserkrankung.
Reagiert dein Körper dagegen pseudoallergisch auf das Arzneimittel, bleibt das Immunsystem auĂen vor â es kommt demnach zu keiner allergischen Reaktion. Dazu zĂ€hlen Arzneimittel gegen Psychosen, sogenannte Neuroleptika, sowie manche Antibiotika, welche die Haut fĂŒr Sonnenlicht (UV-Strahlen) sensibilisieren. Wer sich wĂ€hrend der Behandlung mit solchen Arzneimitteln natĂŒrlichem oder kĂŒnstlichem Sonnenlicht (Solarium) aussetzt, muss oft mit schmerzhaften Hautrötungen, Ă€hnlich einem Sonnenbrand oder mit einer photoallergischen Reaktion rechnen.
Welche Arzneimittel sind hÀufige Auslöser des Exanthems?
Antibiotika, insbesondere Penicilline wie Ampicillin und Amoxicillin, gelten als hĂ€ufigste Auslöser eines Arzneimittlexanthems. Auch entzĂŒndungshemmende Schmerzmittel aus der Gruppe der Nicht-Steroidalen-Antirheumatika (NSAR), darunter AcetylsalicylsĂ€ure (ASS), Ibuprofen und Diclofenac, sowie Medikamente zur Behandlung von Epilepsie und Gicht sind bekannt dafĂŒr, dass sie manchmal ein Exanthem auslösen.
Wie zeigt sich ein Arzneimittelexanthem?
Von Arzneimitteln verursachter Ausschlag kann auf deinem ganzen Körper auftreten oder nur an bestimmten Stellen. Typisch sind rötliche Erhebungen, wie du sie auch von einem MĂŒckenstich kennst. Auch Quaddeln und gröĂere Blasen, die platzen können, sind hĂ€ufiger auftretende Reaktionen. Folgende besondere Varianten des Arzneimittelexanthems lassen sich zudem unterscheiden:
Fixes Arzneimittelexanthem
Zeigt sich der Ausschlag mit einem oder mehreren runden bis ovalen, mĂŒnzgroĂen, scharf abgegrenzten, rötlichen Flecken, insbesondere an deinen Gelenken oder auf deinen SchleimhĂ€uten innerhalb von 30 Minuten bis acht Stunden nach der ersten Anwendung des Medikaments, wird er fixes Arzneimittelexanthem genannt. Die HautverĂ€nderungen sind in der Regel schmerzfrei. Wird das Medikament abgesetzt, von dem das Exanthem ausgelöst wurde, bleiben diese Flecken oft noch fĂŒr Monate oder gar Jahre auf deiner Haut, wĂ€hrenddessen sie sich jedoch hĂ€ufig vom Rötlichen ins Braune fĂ€rben. Das fixe Arzneimittelexanthem zeigt sich beispielsweise hĂ€ufig nach der Einnahme von Antibiotika wie Clotrimazol und Tetrazykline oder Beruhigungs- und Schlafmitteln, sogenannte Barbiturate.
Toxisches Pustoloderm
Zeigt sich der Ausschlag plötzlich mit geröteten Hautstellen, die zudem mit Pusteln besetzt sind, wird er auch toxisches Pustoloderm oder Akute Generalisierte Exanthemische Pustulose (AGEP) genannt. Dieser Ausschlag kann brennen oder jucken. Typischerweise zeigen sich die Pusteln in den Beugen von Knien und Armen sowie zwischen den Fingern und Zehen.
Erythrodermie
Zeigt sich der Ausschlag mit geröteter Haut an deinem ganzen Körper â ĂŒber 70 Prozent der HautflĂ€che sind typischerweise betroffen â und hast du zudem Fieber, geschwollene Lymphknoten und/oder geht es dir auch allgemein schlecht, kann es sich in seltenen FĂ€llen auch um eine sogenannte Erythrodermie handeln. Viel hĂ€ufiger als von Arzneimitteln wird diese jedoch von verschiedenen Hauterkrankungen verursacht, darunter Neurodermitis und Psoriasis. Dieser Ausschlag kann dann sogar dein Leben gefĂ€hrden. Deshalb solltest du bei einer Kombi von Symptomen wie diesen unbedingt zu einem Arzt gehen.
DRESS-Syndrom
Zeigt sich der Ausschlag flĂ€chig auf deiner Haut und sind zudem Nieren, Leber, SchilddrĂŒse, Blutzellen oder Nervengewebe entzĂŒndet, ist dein Gesicht geschwollen und hast du hohes Fieber? Dann kann es sich um das seltene DRESS-Syndrom handeln. Diese Reaktion von Haut & Co. folgt etwa eine bis acht Wochen nach Anwendung des Medikaments, das sie auslöst.
Erythema exsudativum multiforme
Zeigt sich der Ausschlag plötzlich mit kreisförmigen, nĂ€ssenden und hellroten Flecken und fĂŒhlst du dich zudem allgemein unwohl, reagiert dein Körper mit einem sogenannten Erythema exsudativum multiforme auf das auslösende Arzneimittel. Diese Variante des Exanthems tritt hĂ€ufig an den Streckseiten von HĂ€nden und Armen auf, seltener an den SchleimhĂ€uten.
Lyell-Syndrom und Steven-Johnson-Syndrom
Sehr selten sind zwei besonders heftige Formen dieses Exanthems: Das sogenannte Lyell-Syndrom (auch TEN fĂŒr âToxische Epidermale Nekrolyseâ genannt), bei dem mehr als ein Drittel der Haut reagiert, und das sogenannte Steven-Johnson-Syndrom (SJS), bei dem weniger als ein Zehntel der Haut reagiert, inklusive der SchleimhĂ€ute und der Bindehaut der Augen. Es kann dabei auch zur stellenweisen Hautablösung kommen. Die Hautreaktion Ă€hnelt der bei einer Verbrennung zweiten Grades. Auch Leber, Darm sowie Lunge können in Mitleidenschaft gezogen werden und Fieber kann auftreten.
Wie schnell reagiert der Körper auf das Arzneimittel?
In den meisten FÀllen zeigt sich die Reaktion des Körpers innerhalb der zweiten Woche, nachdem du das auslösende Arzneimittel zum ersten Mal und nur einmalig eingenommen oder auf deine Haut aufgetragen hast. Wendest du das Arzneimittel dagegen wiederholt an, kann das Arzneimittelexanthem schon innerhalb von zwei Tagen auftreten.
Wie lange bleibt das Arzneimittelexanthem?
Setzt du das auslösende Arzneimittel ab, verschwindet das Exanthem meist innerhalb weniger Tage â ohne bleibende SchĂ€den zu hinterlassen. Manchmal bleibt es auch lĂ€nger bestehen.
Wann sollte man mit dem Ausschlag zum Arzt gehen?
Entwickelt sich bei dir ein unbekannter Hautausschlag, nachdem du ein fĂŒr dich neues Medikament eingenommen hast? Dann gehe unbedingt zeitnah zum Arzt â entweder zu deinem Hausarzt oder zu dem Arzt, der dir das Mittel verschrieben hat. Alternativ kann dir auch der Hautarzt weiterhelfen. Aufgrund des unterschiedlichen Auftritts, der auch individuell noch variiert, besteht zudem Verwechslungsgefahr mit anderen Erkrankungen, zum Beispiel Masern, Röteln, Scharlach und Syphilis. Ein Arzt gibt dir hier eine verlĂ€ssliche Auskunft.
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Wie wird ein Arzneimittelexanthem behandelt?
Sobald ein Medikament als Auslöser fĂŒr das Arzneimittelexanthem identifiziert wurde, solltest du es absetzen. Halte dazu aber unbedingt RĂŒcksprache mit deinem Arzt! Nur bei einem sehr leicht ausfallenden Exanthem kannst du es weiternehmen, wenn es kein Alternativmedikament gibt. Ist das Exanthem jedoch stĂ€rker und gibt es keine medikamentöse Alternative zum Behandeln deiner Beschwerden, können Kortison und Antihistaminika vorbeugend eingenommen werden. Beide schwĂ€chen die allergischen Reaktionen ab.
Kortison und Antihistaminika können zum Lindern von Beschwerden wie Juckreiz zum Einsatz kommen, die das Arzneimittelexanthem dir beschert. FÀllt das Exanthem leicht aus, reicht oft eine lokale (topische) Anwendung auf den betroffenen Hautstellen. Entsprechende Salben kann dir dein Arzt empfehlen. Gegen etwaige Schmerzen helfen Schmerzmittel.
Hautinfo-Tipp
Dokumentation
Hast du einmal mit einem Ausschlag auf ein Medikament reagiert, solltest du das dokumentieren, um das Risiko fĂŒr eine Wiederholung auszuschlieĂen. Ein sogenannter Allergiepass ist praktisch, da er dir in einer Notsituation, in der du nicht mehr ansprechbar bist, das Leben retten kann.
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Infos zum Beitrag
Autor:
Doreen Brumme
Quellenangabe:
msdmanuals.com
,
netdoktor.de
,
usz.ch
,
gelbe-liste.de
Stand der medizinischen Informationen: 01. Dezember 2023
Letzte Aktualisierung: 23. JĂ€nner 2024