Hautprobleme durch Stress – was tun?
Zwischen Haut und Wohlbefinden besteht eine empfindliche Wechselwirkung. Unsere Haut reagiert wie ein Seismograph auf innere und äußere Anspannung. Durch zu viel Stress reagieren wir mit Hautausschlag, hektischen roten Flecken oder Pickeln und Schübe einer chronischen Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Psoriasis können ausgelöst und verschlimmert werden. Wir zeigen dir, wie du Stress abbauen und deine Haut besser schützen kannst!
Du sitzt in einem Meeting und ein Ende ist nicht in Sicht. Doch eigentlich müsstest du schon längst dein Kind vom Kindergarten abholen. Du solltest auch noch einkaufen und den Kindergeburtstag für das Wochenende vorbereiten. Wann kommst du denn endlich hier weg!? Schon beginnst du dich am Hals zu kratzen und im Gesicht erscheinen hektische rote Flecken ...
Hautausschlag durch Stress und Ärger
Insbesondere im Gesicht zeigen sich Ausschläge besonders schnell. Sicher hast du es selbst oft erlebt. Menschen, die dich gut kennen, genügt ein Blick um festzustellen: Du siehst müde aus? Geht es dir nicht gut? Angesichts der vielen inneren und äußeren Einflussfaktoren, die das alltägliche Leben mit sich bringt, ist es nicht verwunderlich, dass sich die Haut oft überfordert fühlt und sich „Luft“ verschaffen muss. Die Haut, unser größtes Organ, ist der Spiegel der Seele. Wenn du unter Stress stehst und angespannt bist, wirkt deine Haut nach außen müde, matt und fahl.
Warum beeinflusst Stress das Hautbild?
Stress geht im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut. Bei Stresshaut ist die Lipidbarriere gestört. Dadurch verdunstet die Feuchtigkeit zu schnell. Die Haut wird trocken und empfindlicher. Sie reagiert rascher auf Umwelteinflüsse – mit roten Flecken, Juckreiz, einem Ausschlag oder Trockenheit. Außerdem wird durch Stress die Testosteron-Ausschüttung angekurbelt und die Poren verstopfen sich schnell, Mitesser entstehen, Pickel sprießen.

Wenn unser Körper auf „Alarm“ schaltet
Stress ist nicht per se schlecht. Stress ist sogar (über)lebenswichtig. Denn er macht uns Feuer unterm Hintern, wenn Gefahr auf uns zurollt. Wir alle kennen die körperlichen Reaktionen bei Stress: Der Puls beschleunigt sich, die Muskeln spannen sich an, die Konzentration steigt. Verantwortlich dafür sind die beiden Hormone Adrenalin und Cortisol. Sie werden hauptsächlich in der Nebenniere produziert und bei Bedarf in erhöhter Dosis ausgeschüttet. Ohne Übertreibung können wir sagen: Ohne Adrenalin und Cortisol hätte die Menschheit nicht überlebt.
Cortisol macht uns wach...
Cortisol ist ein wahres Energiewunder. Denn es bewirkt, dass wir am Morgen fit sind, dass wir positiv und leistungsbereit in den Tag gehen. Die Nebenniere beginnt mit der Cortisol-Produktion in der zweiten Nachthälfte. Im Laufe des Tages wird das Hormon in mehreren Schüben ausgeschüttelt und gegen Abend gedrosselt, sodass der Körper herunterkommen und sich langsam auf die Nachtruhe vorbereiten kann. So weit, so gut.
... und stresst unseren Körper.
Doch leider machen wir durch unsere Lebensweise diesem natürlichen Tag-und-Nacht-Rhythmus oft einen Strich durch die Rechnung. Denn als moderne Leistungsmenschen, die rund um die Uhr erreichbar sind, kurbeln wir die Cortisolproduktion immer wieder neu an. Und noch etwas: Das „Alarm-Hormon“ Cortisol reduziert alle Vorgänge im Körper, die für Flucht und Kampf nicht unbedingt notwendig oder sogar hinderlich sind. Das betrifft zum Beispiel deine Verdauung, deinen Schlaf und die Zellerneuerung. Bei kurzzeitiger Stressbelastung ist dies noch kein Problem, erst chronischer Stress kann zu einem echten Problem für Körper und Haut werden.
Was stresst uns denn so?
Stress muss nicht allein aus negativen Gefühlen oder Situationen entstehen. Stress ist alles, was den Körper fordert und ihm tendenziell unangenehm ist. Also zum Beispiel auch helles Licht am Abend, wenn er lieber in den Ruhemodus schalten möchte. Der Lärm eines Pressluftbohrers, der eine Konzentration beinahe unmöglich macht. Oder ein Korb Erdbeeren, wenn wir Fructose nicht gut verdauen können. Die Liste der Stress-Verursacher ist lang:
- Leistungs- und Termindruck
- Zu wenig Erholung
- Zu wenig Bewegung
- Konflikte am Arbeitsplatz oder in der Familie
- Doppelbelastung durch Beruf und Familie
- Sorgen oder Zukunftsängste
- Schwere Krankheit oder ein Todesfall in der Familie
- Rund-um-die-Uhr-Belastung durch die Digitalisierung
- Ungesunde oder unverträgliche Nahrung
Was dich stresst, stresst auch deine Haut
Denn das Cortisol verlangsamt die Mobilität der Hautzellen. Das heißt nichts anderes als: Die frischen Hautzellen brauchen länger, um an die Oberfläche befördert zu werden, die abgestorbenen Hautzellen bleiben länger auf der Haut. Das Ergebnis: Deine Haut schaut fahl und müde aus. Der Teufelskreis ist perfekt: Die Hautoberfläche trocknet aus, Flüssigkeit wird weniger gut gespeichert und die Lipid-Barriere wird gestört. Doch sie sollte ein Schutzschild gegen eintretende Bakterien und Viren sein. Entzündungen können sich nun ungehindert ausbreiten, vorhandene Irritationen oder Erkrankungen sich verschlechtern, Neurodermitis- oder Psoriasis-Schübe werden ausgelöst oder verlaufen heftiger.

Doppelbelastung Hauterkrankung
Psychischer Stress und Hauterkrankung stehen in einer fatalen Wechselwirkung. Wer unter Psoriasis, Neurodermitis oder schwerer Akne leidet, leidet nicht nur unter den Symptomen wie Juckreiz und Entzündungen, sondern auch unter der Belastung, die sich aus den sichtbaren Zeichen seiner Erkrankung ergeben. Gerade in Zeiten der permanenten Zurschaustellung eines perfekten Äußeren auf Instagram & Co – zur Not auch mithilfe von Schönheits-OPs oder sündteuren „Treatments“ – wird eine sichtbar kranke Haut als Makel erlebt. Ein Großteil der Neurodermitis- und Schuppenflechte-Patienten kämpfen mit Gefühlen von Minderwertigkeit und gesellschaftlicher Ausgrenzung. Nun kommt ein Teufelskreis in Gang: Krankheitssymptome lösen psychischem Stress aus, psychischer Stress verstärkt die Krankheitssymptome. Wie kommst du da wieder heraus? Wir haben ein paar Tipps für dich!
So beruhigst du deine gestresste Haut
Gezielte Hautpflege hilft bei gestresster Haut
Jetzt brauchst du gute Wirkstoffe für deine Haut: Verwende Produkte mit möglichst wenig unnötigen Begleitstoffen, dafür aber mit Wirkstoffen, die deine Haut mit viel Feuchtigkeit versorgen.
- Feuchtigkeitsspendend wirkt zum Beispiel die Hyaluronsäure. Sie beruhigt und hilft der Haut, ihren natürlichen Schutzfilm wiederherzustellen.
- Wirkstoffe wie Brimonidin oder Tamourissa trichophylla Blätter-Extrakt können gegen Hautrötungen helfen
- Medizinischer Honig oder verschiedene Pflanzenextrakte der Aloe Vera, Echinacea, Kamille oder die Edelweiß wirken antibakteriell.
Wichtig bei deiner täglichen Hautpflege: Wenn du die richtige Pflegecreme oder Lotion gefunden hast, bleib dabei! Ein ständiger Produktwechsel kann sich wieder als Stress auf deine Haut auswirken.

Finger weg von deinem Gesicht!
Das hast du sicher schon von deiner Mutter gehört. Aber es stimmt wirklich: Lass dein Gesicht in Ruhe! Das ist keine kleine Herausforderung, wenn die Haut juckt. Aber es lohnt sich. Denn deine Hände sind von Bakterien und Viren übersäht. Das kannst du auch durch häufiges Waschen nicht vermeiden. Im schlimmsten Fall infizierst du dich wiederholt selbst und verlängerst die Infektionszeit.
Gönne dir eine Lymphdrainage
Ein Gang zu Kosmetikerin lohnt sich. Denn sie kann deine Haut jetzt durch eine sanfte Lymphdrainage entlasten, Giftstoffe aus der Umwelt können abtransportiert und der Weg für wohltuende Wirkstoffe freigemacht werden.
Sanftes Peeling und nährende Masken
Verzichte unbedingt auf aggressive Peelings, gestresste Haut mag dafür lieber sanfte Enzympeelings! Greife stattdessen lieber zwei- bis dreimal pro Woche zu reichhaltigen Feuchtigkeitsmasken. Tipp für ein DIY-Peeling: Ein Peeling, bestehend aus zwei EL Topfen, einem EL Honig und einem EL Zucker. Der Zucker beseitigt die abgestorbenen Hautzellen, der Topfen bringt die Feuchtigkeit zurück und der Honig wirkt beruhigend. Und wenn du schon dabei bist, kannst du mit deiner Haut auch gleich dich selbst mit einem gemütlichen Pflegestündchen verwöhnen.
Viel frische Luft
Lass jetzt Sauerstoff an deine gestresste Haut: Ein Spaziergang im Freien entspannt dich. Und deine Haut auch!
Sorge für ausreichend Schlaf!
Es ist nicht immer einfach, abends abzuschalten. Nur zu oft lassen wir uns von einer spannenden Fernsehserie oder einem lustigen Chat vom Zu-Bett-Gehen abhalten. Aber Körper und Psyche brauchen Schlaf. Als Cooling-Down-Tipps empfehlen wir dir: ein ausgiebiges Bad, eine Tasse Kräutertee (Melisse, Lavendel, Kamille), kein Alkohol, ein gut gelüftetes Schlafzimmer und ein auf „Nachtruhe“ gestelltes Smartphone.

Entspannungstechniken
Du hast ein Atem-App heruntergeladen? Deine Freundin hat dir zum Geburtstag einen Yogakurs geschenkt? Vor der Tür lockt ein Wald oder Park zum Spaziergang? Es kann aber auch ein gutes Buch oder Hörbuch, ein Konzertbesuch oder schlicht ein kleiner Nachmittagsschlaf sein. Was immer dich entspannt und dir eine Pause in der Hektik verschafft, tu es!
Viel trinken
Man kann es gar nicht oft genug sagen: Trinken, trinken, trinken! Über deine Haut verdunstet viel Flüssigkeit. Damit sie nicht austrocknet, braucht sie Nachschub. Ungesüßter Kräutertee oder gutes, klares Leitungswasser sind das Beste.
Iss dich gesund!
Leidest du unter Blähungen, Verstopfung, Durchfall? Womöglich liegt eine Nahrungsmittelunverträglichkeit vor? Das ist auch eine Erklärung für deine gereizte Haut. Finde heraus, welche Nahrungsmittel dir guttun und welche nicht. Und verzichte auf Nahrungsmittel, die dich belasten! Wichtig außerdem: Nimm dir genügend Zeit für die Nahrungsaufnahme! Für liebevolles Einkaufen, Kochen und Essen. Verzichte auf Snacks zwischendurch, die du im Heißhunger hinunterschlingst. Deine Haut wird es dir danken!
Sei freundlich zu dir!
Viele von uns sind auch zu streng zu sich selbst. Wir verlangen zu viel Perfektion, zu viel Leistung. Sei nachsichtig und großzügig zu dir selbst! Das meiste von dem, was du heute nicht erledigt hast, kann auch bis morgen warten, stimmt’s? Und noch etwas: Fast jeder (verpatzte) Tag hat auch seine guten Seiten! Setz dich am Abend hin und versuche drei gute Dinge, die dir heute passiert sind, aufzuschreiben. Du wirst staunen, wie viel dir einfällt!
Lachen ist gesund!
Lachen ist nicht nur angenehm, es reduziert auch nachweislich die Produktion von Stresshormonen in unserem Körper. Ein lustiger Film, ein witziges Buch oder ein amüsanter Abend mit Freundinnen – alles, was dich zum Lachen reizt, ist gut für dich. Auch Lachyoga. Probier‘ es einmal aus! Du wirst lachen ...
Unser Lesetipp
Psyche: Einfluss auf Hauterkrankungen
Die Symptome von Hauterkrankungen gehen im wahrsten Sinn des Wortes „unter die Haut“. Wir haben mit der Salzburger Psychologin und Psychotherapeutin Dr. Elisabeth Adleff über den Einfluss der Psyche auf unsere Haut gesprochen. Sie erzählt aus dem Nähkästchen ihrer täglichen Arbeit mit Betroffenen von verschiedenen Hauterkrankungen. Fazit: Sehr interessant!

Infos zum Beitrag
Autor:
Mag. Annemarie Mitterhofer
Stand der medizinischen Informationen: 03. März 2020
Letzte Aktualisierung: 07. September 2023