Vitiligo: Wieviel Sonne tut bei Weißfleckenkrankheit gut?

Warum Sonne nicht nur gut ist

Ich leide unter der Weißfleckenkrankheit Vitiligo, kann ich mich einfach in die Sonne legen, damit meine Haut wieder farbige Pigmente bildet?
Die Antwort auf diese Frage lautet eindeutig NEIN, wie Frau Prof. Angelika Hofer erklärt. „Sicher kann man die eine oder andere Bestrahlungseinheit im Sommerurlaub durch Sonnenlicht ersetzen, das ist jedoch aufgrund der Sonnenbrandgefahr mit Vorsicht zu genießen. Hinzu kommt, dass die Sonne ja nicht immer verlässlich scheint. Was macht man also an trüben Tagen oder im Winter? Um Vitiligo professionell zu behandeln, bestrahlt man die Haut daher unter kontrollierten Bedingungen mit einer Schmalspektrum-UVB-Lampe. Diese strahlt mit einer definierten Wellenlänge von 311 nm und stimuliert die Melanozyten, die dadurch wieder farbige Pigmente bilden. Die Patienten kommen durchschnittlich 3-mal pro Woche zur Bestrahlung.“

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Wieso ist Sonnencreme bei Vitiligo unerlässlich?

• Weil die Fähigkeit zur natürlichen Bräunung fehlt, reagiert die Haut ganz besonders sensibel auf Sonnenlicht. Du musst daher deine Haut mit hochwirksamem UVB- und UVA- Sonnenschutzmitteln schützen.
• Die helle Haut hat keinen eigenen Pigmentschutz, du bist daher besonders anfällig auf Sonnenbrand.
• Wenn du dich der Sonne aussetzt, wird die gesunde Haut braun, die Vitiligo-Bereiche bleiben aber weiß – nun ist der Unterschied doppelt auffällig. Geh daher nie, auch nicht an bewölkten Tagen, ohne Sonnenschutz 50+ ins Freie! So kannst du deine Vitiligo „unauffällig“ halten.
• Sonnenbänke, die nicht der Phototherapie dienen, also „Sonnenstudios" und Solarien sollten für dich tabu sein, wenn du Vitiligo-Patient bist.

© mrwed54 - 123RF

Lichttherapie in Kombination mit Medikamenten

Die Phototherapien zählen seit vielen Jahren zu den wichtigsten Therapieoptionen der Vitiligo. Phototherapien werden bei der generalisierten Vitiligo eingesetzt, wenn aufgrund der betroffenen Hautflächen eine rein topische Therapie durch Cremen und Salben nicht mehr praktikabel erscheint. Aber auch, um die Erkrankungsaktivität bei einer aktiven Vitiligo einzubremsen.

Die UVB-311-nm-Lichttherapie ist ein wissenschaftlich anerkanntes und bewährtes Verfahren, das generell zur Behandlung dermatologischer Erkrankungen eingesetzt wird. Die Wirkung dieser Bestrahlung ist allen anderen Bestrahlungen mit ultraviolettem Licht überlegen. Gleichzeitig ist das Sonnenbrandrisiko geringer. Diese Therapie kommt auch bei Vitiligo als Bestrahlung zum Einsatz. „Die UVB-311-nm-Lichttherapie wird in der Regel über mehrere Monate zwei- bis dreimal die Woche durchgeführt und ist laut den bisher vorliegenden Daten sicher in der Langzeitanwendung“, betont Frau Prof. Hofer.

Weiters erläutert die Expertin: „Besonders wirkungsvoll in der Vitiligo-Behandlung ist die Lichttherapie in Kombination mit immunsuppressiv wirksamen Medikamenten. Zum Einsatz kommen Kortikosteroide sowie Calcineurininhibitoren. Diese werden in Salbenform auf die Haut aufgetragen und können besonders im Gesicht- und Halsbereich den Effekt der Bestrahlung verstärken.“

Gezielte Lichttherapie mit Excimer-Laser und -lampe

Der Excimer-Laser und die Excimer-Lampe ermöglichen Vitiligo-Patienten eine Phototherapie mit hoher Intensität bei kleinen weißen Stellen. Frau Prof. Hofer erklärt: „Der Excimer-Laser und das Excimer Licht geben Licht mit einer Wellenlänge von 308 nm ab. Das Licht wird gezielt auf die Haut geleitet und so können kleine Vitiligostellen belichtet werden ohne die umgebende Haut zu belasten oder zusätzlich zu bräunen. Dieser Laser eignet sich perfekt für die gezielte Bestrahlung der betroffenen Hautstellen, wobei die Exposition gesunder Haut vermieden wird. Auch schwer erreichbare Regionen der Haut, etwa Hautfalten oder Gelenkbeugen, können einfacher erreicht werden als bei einer Therapie in Lichtkabinen.“

Je nach Empfindlichkeit des erkrankten Haut-Areals kann wie bei der klassischen Phototherapie die therapeutisch notwendige Dosis gezielt angepasst werden. Die Kombination mit topischen und systemischen Wirkstoffen, wie zum Beispiel Kortison und Calcineurininhibitoren, verstärkt auch die Wirkung der gezielten Lichttherapien. Zahlreiche Studien belegen die gute Wirksamkeit dieser Bestrahlungsmethode.

Die Dosis ist ausschlaggebend

UV-Licht stellt immer ein Risiko für die Haut des Patienten dar. Um die Therapie so schonend wie möglich zu gestalten, wird die Dosis nach dem Hauttyp eingeleitet. In seltenen Fällen auch vor Therapiebeginn die sogenannte MED bestimmt werden. MED steht für „Minimale Erythemdosis” und ist definiert als die geringste Strahlendosis, die ein gerade noch sichtbares Erythem (Rötung) hervorruft. Die Lichttherapie beginnt dann mit Dosen, die deutlich unter der MED liegen. Frau Prof. Hofer erklärt: „Für jeden Patienten muss die für seinen Hauttyp individuell richtige Dosis gefunden werden. Generell gilt: Je heller und empfindlicher die Haut des Patienten ist, umso geringer muss die Bestrahlungsdosis zu Beginn gewählt werden.“

Sprich mit deinem behandelnden Arzt

Bei der Lichttherapie besteht unter Umständen ein gering erhöhtes Risiko an Hautkrebs zu erkranken. Viele Patienten nehmen dieses jedoch in Kauf, weil der psychische Leidensdruck der Erkrankung sehr hoch ist. Stimme dich unbedingt gut mit deinem Hautarzt ab und legt gemeinsam den für dich optimalen Therapieplan fest. Gerade in diesem sensiblen Bereich ist die vertrauensvolle Beratung durch deinen Dermatologen besonders wichtig.

Das Ziel: Repigmentierung der weißen Hautflecken

„Natürlich ist das Ziel jeglicher Vitiligo-Behandlung die Repigmentierung der Haut zu erreichen und die weißen Flecken möglichst zum Verschwinden zu bringen. Allerdings müssen sich Patienten bis dahin unter Umständen in Geduld üben. Denn die Bestrahlung mit UVB-Licht bräunt die gesunde Haut und lässt oftmals den Unterschied zur weißen Haut zunächst noch stärker hervortreten, bis die Repigmentierung eintritt“, so Frau Prof. Hofer.

• Am besten repigmentieren durch die Lichttherapie erfahrungsgemäß Bereiche im Gesicht und am Hals
• Am schlechtesten repigmentieren Hände, Füße und Genitalbereich
• Stellen an denen viele Haarwurzeln zu finden sind, lassen sich besser behandeln als unbehaarte Stellen
• Neue Vitiligo-Flecken repigmetieren besser als alte
• Generell sind bei jungen Menschen die Erfolgsaussichten besser als bei älteren - aber es ist nie zu spät mit einer Therapie zu beginnen