Vitiligo: Der Einfluss der Psyche

Der bekannteste Vitiligo-Patient

Er war einer der wohl bekanntesten Vitiligo-Patienten überhaupt: Michael Jackson. Jahrelang versuchte er seine Erkrankung zu vertuschen, was zu wilden Spekulationen und Anschuldigungen führte, er würde seine Haut bewusst bleichen. Erst spät bekannte sich der Weltstar zu seiner Vitiligo-Erkrankung, unter der er Zeit seines Lebens sehr gelitten hat. Um Betroffenen mehr öffentliche Aufmerksamkeit zu schenken, wurde am Todestag des King of Pop, dem 25. Juni, der Welt-Vitiligo-Tag ausgerufen.

Vitiligo: Betroffen sind 0,5-2 % der Weltbevölkerung

Weltweit leidet etwa 0,5-2 % der Bevölkerung unter der Weißfleckenkrankheit. Eines haben fast alle gemeinsam: Den enormen psychischen Leidensdruck. Stella Pavlides, die Gründerin und Präsidentin der American Vitiligo Research Foundation (AVRF) sprach in Interviews etwa davon, in ihrer Jugend aufgrund ihrer Erkrankung sogar an Selbstmord gedacht zu haben – so sehr haben sie die deutlich sichtbaren weißen Flecken belastet.

Gaone Matewa, Präsidentin der Internationalen Vitiligo Patientenorganisation (VIPOC, Vitiligo International Patient Organisation Commitee) sagt: „Je mehr ich über Vitiligo spreche desto besser fühle ich mich. Die Herausforderungen machen dich stärker, weil du aus dem lernst: was dir fehlt und worauf du dich konzentrieren musst“.

Wie kommt es zu Autoimmunerkrankungen wie Vitiligo?

„Vitiligo ist eine meist schubhaft verlaufende Autoimmunerkrankung. Der Entstehungsmechanismus ist dabei noch nicht vollständig geklärt. Die Forschung geht heute davon aus, dass Autoimmunprozesse für das Krankheitsgeschehen eine wichtige Rolle spielen. Das körpereigene Immunsystem bildet Abwehrstoffe, mit denen es die pigmentbildenden Hautzellen (Melanozyten) bekämpft. Die Melanozyten hören in den betroffenen Hautarealen mit der Produktion des Hautfarbstoffs Melanin auf und sterben ab, dadurch entstehen die für die Vitiligo charakteristischen weißen Flecken. Menschen mit Vitiligo leiden oft zusätzlich an anderen Autoimmunerkrankungen, insbesondere der Schilddrüse. Bei Auftreten von Hautsymptomen sollte man auch immer an die Schilddrüse denken“, erklärt Vitiligo-Expertin Frau Prof. Dr. Angelika Hofer.

Bei der überwiegenden Anzahl der Erkrankten geht man von einer erblichen Komponente aus. Es gibt aber auch Patienten, in deren Familie keinerlei Vitiligo-Erkrankungen zu finden sind, bei denen Vitiligo spontan auftritt.

Bei beiden Gruppen wird der Ausbruch der Krankheit durch psychische Beeinflussung diskutiert. Fest steht, dass das Immunsystem des Körpers durch schwere seelische Belastungen geschwächt werden kann, was zum Ausbruch von Krankheiten wie Vitiligo führen kann.

Wenn eine Autoimmunerkrankung ausbricht, spielen meist viele verschiedene Faktoren zusammen:

• Oft ist eine genetische (erbliche) Veranlagung vorhanden
• Umweltfaktoren wie etwa Chemikalien oder Umweltgifte werden als Auslöser diskutiert
• Intensive Sonnenbestrahlung
• Verletzungen der Haut
• Hormonumstellung in Pubertät und Wechsel
• Stress in Zusammenhang mit genetischer Vorbelastung

Tipp: Wenn du erste weiße Flecken auf deiner Haut entdeckst, suche unbedingt so schnell wie möglich einen Hautarzt auf. Je früher Vitiligo behandelt wird, desto größer sind die Erfolgschancen. Nutze jetzt unseren Hautarzt-Finder, um den passenden Dermatologen in deiner Nähe zu finden.

Vitiligo bedeutet eine hohe psychische Belastung

Man weiß aus der Psychoneuroimmunologie, dass sich Immunsystem, Nervensystem und Psyche gegenseitig beeinflussen und miteinander kommunizieren. Konkrete Hinweise auf den Zusammenhang von Stress- und Immunsystem stammen etwa aus Studien zu Patienten mit posttraumatischem Stresssyndrom (PTSD). Erklären lässt sich dies durch die enge Verknüpfung von Stress- und Immunsystem. So kann Stress als entzündungsauslösender Prozess eingestuft werden, vor allem chronischer Stress verursacht besonders hohe Entzündungswerte.

„Vitiligo ist weder schmerzhaft oder ansteckend. Dennoch ist die Weißfleckenkrankheit keine ,kosmetische Bagatelle‘. Vielmehr handelt es sich um eine chronische Hauterkrankung, die psychisch stark belasten und die Lebensqualität erheblich einschränken kann“, betont Frau Prof. Dr. Angelika Hofer.„Besonders junge Menschen mit Vitiligo fühlen sich durch ihre fleckige Haut oft entstellt und in einer Lebensphase, in der die soziale Anerkennung durch Gleichaltrige besonders wichtig ist, ausgegrenzt und andersartig. Rückzug und sogar Depressionen können die Folge sein.“

Hilfe bei psychischen Problemen

„Selbsthilfegruppen für Vitiligo-Betroffene können eine wertvolle Stütze darstellen, auch Betreuung und Beratung durch geschulte Psychologen, sind in herausfordernden Krankheitsphasen sehr hilfreich. Es hilft auch proaktiv mit der Erkrankung umzugehen und das Umfeld darüber zu informieren, was es mit der Erkrankung auf sich hat und dass Vitiligo vor allem nicht ansteckend ist. Auch das Gespräch mit einem einfühlsamen Dermatologen kann dazu beitragen, viel seelischen Druck abzubauen und im Vertrauen auf neue Therapiemöglichkeiten wieder Mut zu fassen!“, weiß Frau Prof. Dr. Hofer.