Neurodermitis: Nicht nur der Körper, auch die Seele ist belastet
Eine chronische Hauterkrankung wie Neurodermitis beeinflusst nicht nur die Haut außen, sondern ist meist auch psychisch und seelisch sehr belastend für die Patienten. Der immer größer werdende gesellschaftliche Schönheitswahn führt zu Schamgefühl. Dadurch werden grundlegende Lebensthemen wie z.B. die geeignete Berufswahl, Partnerschaft und Sexualität häufig als Belastung empfunden und führen bei Betroffenen zu großen Verunsicherungen im Alltag.
Die Haut ist unser Schutz zur Außenwelt
Die Haut grenzt unser Inneres nach außen ab. Ist diese Abgrenzung durch eine Hauterkrankung wie Neurodermitis nicht oder nur teilweise vorhanden, ist es nicht verwunderlich, dass sich viele eine imaginäre Schutzhülle aufbauen. Man glaubt, besser mit dem Leben fertig zu werden, wirkt dabei nach außen sehr hart, muss dafür aber einige Dinge wie beleidigende Verletzungen nicht spüren. Du kennst dieses Gefühl? Hole dir zusätzlich zur medizinischen Behandlung psychologische Unterstützung! Du kannst lernen, die Hauterkrankung leichter anzunehmen und besser in deinen Alltag zu integrieren.
Wie sehr schränkt dich deine Neurodermitis ein? Mache jetzt den Neurodermitis-Check!
Besonders wertvoll ist außerdem der Neurodermitis-Barometer, ein Online-Fragebogen, mit dem du deine aktuelle Lage einordnen und dir deiner Bedürfnisse bewusst werden kannst. Denn gerade die kommen bei vielen Patienten oft viel zu kurz, stehen doch immer die Krankheit und die Beschwerden im Mittelpunkt des Alltags. Die so erfassten Ergebnisse dienen gemeinsam mit vielen praktischen Tipps und Gedankenanregungen zur Vorbereitung auf das nächste Arztgespräch. So überlässt du nichts dem Zufall und dein Dermatologe kann auf Basis deiner Aussagen die beste Behandlungsmöglichkeit für dich finden.
Hier gehts zum Neurodermitis-Barometer
Sozialer Rückzug und Vereinsamung
Viele Neurodermitis-Patienten leiden unter dem Gefühl, aufgrund der nach außen sichtbaren Ekzeme als ungepflegt wahrgenommen zu werden. Schuppige und wunde Haut wird oftmals als unschön empfunden und wirkt auf die meist unwissende Außenwelt als abschreckend, dabei ist Neurodermitis nicht ansteckend. Viele Betroffene ziehen sich vom sozialen Leben zurück und leiden unter Vereinsamung.
Besonders Jugendliche mit Neurodermitis sind psychisch stark beeinträchtigt. Die chronische und nicht heilbare Hauterkrankung spielt eine große Rolle in Bezug auf Freundschaften, Partnerschaften und auch auf Sexualität. Dazu wird die Jobwahl beeinflusst, besonders Jobs mit Kundenkontakt ist für viele meist nicht vorstellbar, weil sie sich für ihr Äußeres schämen und Angst vor Situationen haben, in denen sie bloßgestellt werden könnten.
Der Selbstwert leidet – die „Seele tut weh“. Auch wenn es schwer fällt sich jemandem anzuvertrauen: es ist wichtig, sich mitzuteilen und seinem Schmerz Ausdruck zu verleihen. Eine Psychotherapie oder Coaching kann helfen, individuelle Strategien im Umgang mit der Erkrankung zu entwickeln. Während solch einer Therapie wird die medikamentöse Therapie wie gewohnt weitergeführt.
Schaffe ein psychisch stabiles Gleichgewicht
Ein psychisch stabiles Gleichgewicht ist neben der medizinischen Behandlung das Um und Auf für eine Linderung deiner Neurodermitis- Beschwerden. Wenn du immer Angst hast und dich selbst ständig unter Druck setzt, können aber deine Heilungskräfte nicht in Gang kommen, sondern verstärken die Symptome meist noch. Wenn du aber mit deiner Welt „halbwegs“ zufrieden bist, dann fühlst du ich wohler und unterstützt dabei die physische Gesundheit auf allen Ebenen. Lasse dich nicht durch die Neurodermitis fremdbestimmen, lebe dein Leben wie du es gerne führen möchtest!
Beschwerdefreiheit ist möglich
Neurodermitis ist zwar noch nicht heilbar, doch die Medizin hat große Fortschritte gemacht. Neueste Therapien können den Juckreiz rasch und deutlich lindern und zu einem verbesserten Hautbild führen. Bewährte Therapeutika und moderne Präparate stehen heute mit ihrem breiten Wirkspektrum zur Verfügung. Es gibt für jeden Patienten die individuell passende Behandlungsmöglichkeit. Die Behandlung erfolgt nach Schweregrad der Erkrankung. Dieser richtet sich nach Ausmaß der entzündeten Hautstellen am Körper sowie der psychischen Belastung. Ein Termin bei einem Dermatologen lohnt sich!
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Neurodermitis und die Liebe
Jeder Mensch ist auf der Suche nach der großen Liebe! Wenn du mit Neurodermitis zu kämpfen hast, kennst du wahrscheinlich das Gefühl, dass du dich für deine Haut schämst und versuchst, wie sehr viele andere Betroffene auch, diese soweit wie möglich zu verstecken. Das funktioniert in der Außenwelt ganz gut, in einer Beziehung wird das schon schwieriger.
Vor einem Partner kann und soll man seine Haut nicht verstecken. Redet offen über die Neurodermitis und eure Gefühle in diesem Zusammenhang! Wenn du zum Beispiel im Sommer nicht in ein öffentliches Schwimmbad gehen möchtest, weil du dich dort eben unwohl fühlst, könnt ihr euch gemeinsam als Alternative ein ruhiges Plätzchen an einem See suchen. Es gibt immer Möglichkeiten und Alternativen.
Singles glauben manchmal, dass sie aufgrund der nicht so schönen Haut weniger attraktiv sind und es fehlt an Selbstbewusstsein. Dabei bist du soviel mehr als deine Haut! Mache dir immer wieder bewusst, dass niemand perfekt ist. Konzentriere dich selbst auf deine positiven Seiten, lenke deine ganze Aufmerksamkeit darauf und du wirst sehen, auch die Außenwelt wird dies bald bemerken. Eines ist sicher, keiner stört sich an deinen Hautveränderungen mehr als du selbst. Wenn du es schaffst, mit deiner Haut kein Problem mehr zu haben, wird es kein Problem mehr geben!
Denn die Außenwelt hat (meist) keines damit. Du bist selbst dein schärfster Kritiker. Wenn du aber das Gefühl hast, alleine nicht damit fertig zu werden, habe keine Scheu und lass dich dabei von einem Therapeuten unterstützen! Es gibt immer Wege und Mittel auch aus dem aussichtslosesten Punkt.
Unser Tipp: Blicke richtig deuten!
Du hast wieder einmal das Gefühl, alle starren auf deine unschönen Flecken auf der Haut? Auch wenn es nervt, aber wenn die Leute etwas nicht kennen, schauen sie oft ganz automatisch hin. Mache dir bewusst, die meisten Leute meinen das (meist) nicht böse! Es ist nicht persönlich gegen dich gerichtet, also sei nicht allzu streng mit deiner Umwelt. Erzähle den Leute lieber, was es mit der Neurodermitis auf sich hat und vor allem, dass diese auch nicht ansteckend ist. Du wirst sehen, damit wird es für dich besser.
Und wenn ein blöder Spruch kommt, versuche es nicht ganz so persönlich zu nehmen. Rücksichtslose Menschen gibt es leider immer und überall. Jemand, der sich über äußerlich sichtbare Schwächen bei einem anderen lustig macht, zeigt dadurch wenig Charakter. Intelligente Menschen haben es nicht nötig, andere wegen ihres Aussehens zu kritisieren oder zu belächeln. Aber es ist deine Entscheidung wie du einen blöden Spruch über die Neurodermitis aufnimmst.
Schaue etwas genauer hin in all deine Lebensbereiche
Finde für dich heraus, wer und was dir gut tut und auf welche Dinge du allergisch reagierst. Das geht von bestimmten Nahrungsmitteln über unangenehme Materialien und Stoffe bis hin zu bestimmten Mitmenschen. Es gibt eine Menge "Hilfsmittel", mit denen du lernen kannst, den Stresslevel zu reduzieren und dich wieder wohler in deiner Haut zu fühlen. Das geht von Sport wie z.B. Laufen, Walken, Yoga oder QiGong und Massagen bis hin zu Dingen, die dir einfach Freude machen wie z.B. Malen, Tanzen oder Musikhören. Regelmäßig ausgeführte Entspannungsübungen führen langfristig zu mehr innerer Gelassenheit, Sicherheit und Zuversicht. Das wirkt sich positiv auf die Psyche und damit auch auf deine Haut aus.
Das sagt die Hautinfo.at Gründerin
Seit meiner Geburt lebe ich mit Neurodermitis. Hänseleien und soziale Ausgrenzung habe ich selbst zum Glück nie erleben müssen, aber bis zur Gründung von Hautinfo.at habe ich andere immer um ihre „schöne“ Haut beneidet. Man schämt sich für die eigene Haut, versucht diese zu verstecken, zieht sich zurück und fühlt sich oft damit alleine gelassen.
Die Haut reagierte als eine Art Frühwarnsystem: Wenn irgendwas in meinem Leben nicht passte oder ich einer besonderen Stress-Situationen ausgesetzt war, hat die Neurodermitis die Haut regelrecht „aufblühen“ lassen. Jeder Mensch hat seine Schwachstelle, was beim einen Migräne oder Gastritis auslöst, war bei mir Juckreiz und ein Ausschlag auf der Haut.
Nach über 40 Jahren mit Neurodermitis habe ich heute endlich zu einem beschwerdefreien, glücklichen Leben gefunden. Es war ein langer tränenreicher Weg, aber dank einer neuen medizinischen Behandlung kann ich heute sehr gut leben. Dazu hat mir psychologische Unterstützung geholfen, die Neurodermitis als einen Teil von mir zu akzeptieren. Ich habe meinen Körper und meine Psyche besser kennengelernt und bin heute lieber „dünnhäutig“ als „dickfellig“. Ich persönlich finde meine innere Balance durch regelmäßige Yoga-Einheiten. Entspannungstechniken tragen dazu bei, negativen Stress abzubauen, positiver zu denken und sich schlicht und ergreifend wohler in seinem Körper zu fühlen.
Mag. Karin Hafner, Hautinfo.at Gründerin
Mit freundlicher Untersützung von
Unser Lesetipp
Österreichweite Umfrage: So fühlen sich Menschen mit Neurodermitis
Welche Ängste und Sorgen haben Menschen mit Neurodermitis, was erwarten sie von ihren Ärzten und welche Erfahrungen haben sie mit ihrer Erkrankung gemacht? Fragen wie diesen ging das Biopharma-Unternehmen AbbVie in Kooperation mit hautinfo.at und der österreichischen Lungenunion im Rahmen einer österreichweiten Online-Umfrage auf den Grund. Der Grundtenor: Das Leben mit Neurodermitis treibt Betroffene oft an ihre Grenzen, doch es gibt Hilfe durch moderne Therapien.
Infos zum Beitrag
Autor:
Mag. Karin Meinhart
Stand der medizinischen Informationen: 12. November 2021
Letzte Aktualisierung: 28. März 2024