Neurodermitis bei Babys und Kleinkindern: Das solltest du wissen
- Was ist Neurodermitis?
- Was sind die Ursachen?
- Wie erkenne ich Neurodermitis bei meinem Kind?
- Neurodermitis: So hilfst du deinem Kind
- Was hilft bei Neurodermitis?
- Auslöser (=Trigger) vermeiden
- Wann zum Arzt?
- Psychische Belastung
- Hilfe von auĂen annehmen
- ZusĂ€tzliche Kosten fĂŒr die Familienkasse
- Vorsicht vor dubiosen Heilversprechen
Neurodermitis bei Kindern ist sehr weit verbreitet, denn mittlerweile betrifft diese Hauterkrankung fast jedes 7. Kind! Das eigene Kind leiden zu sehen ist fĂŒr die Eltern sehr quĂ€lend und es gibt kein Generalrezept gegen die Neurodermitis. Aber mit der richtigen Hautpflege, einer langfristig angelegten schulmedizinischen Behandlung sowie ein paar grundlegenden Tipps könnt ihr ein halbwegs normales Leben fĂŒhren.
Was ist Neurodermitis?
- eine entzĂŒndliche und chronische Hauterkrankung
- ist nicht ansteckend
- verlĂ€uft in SchĂŒben (es gibt akute und beschwerdefreie Zeiten)
- tritt in unterschiedlichen Schweregraden auf
- bessert sich in vielen FÀllen bis zum Schulalter, bei einigen dann in der PubertÀt und bei manchen Menschen bleibt die Neurodermitis ein ganzen Leben lang bestehen.
Wenn beide Eltern von Neurodermitis, Asthma oder Heuschnupfen betroffen sind, die die Wahrscheinlichkeit, dass auch das Kind Neurodermitis entwickelt, groĂ. Aber Neurodermitis hat nicht ausschlieĂlich genetische Ursachen.
Neurodermitis verlĂ€uft zumeist in SchĂŒben, akute Schubphasen wechseln sich mit schubfreien Zeiten ab. Neue SchĂŒbe werden von verschiedenen Faktoren wie Stress, trockenes Klima, Schwitzen oder Infekte ausgelöst oder verschlimmert. Eine Vermeidung dieser Auslösefaktoren hilft zwar gegen SchĂŒbe, aber bekĂ€mpft die Neurodermitis nicht langfristig.
Was sind die Ursachen fĂŒr Neurodermitis?
Doch die eigentlichen Ursachen von Neurodermitis liegen in einem fehlgeleiteten Immunsystem und einer defekten Hautbarriere. Durch diese nicht intakte Barrierefunktion der Haut können Bakterien und Viren von auĂen leichter in den Körper eindringen und wiederum zu Hautirritationen fĂŒhren. Im Vergleich zu gesunder Haut ist die Talgproduktion verringert und die SchweiĂregulation gestört. Als systemische Erkrankung betrifft Neurodermitis das gesamte Organsystem und nicht allein die Haut. Die EntzĂŒndungsprozesse spielen sich unter der Haut ab.
Wie erkenne ich Neurodermitis bei meinem Kind?
Bei Babys kann die Neurodermitis bereits in den ersten 2 bis 3 Monaten auftreten, wobei die Symptome meist im Gesicht, der Kopfhaut, hinter den Ohren und in den Arm- und Beinbeugen als erstes auftreten. Die Haut ist gerötet, sehr trocken, juckt stark und nĂ€sst zum Teil. Durch den extremen Juckreiz oft auch in der Nacht kann das Kind schlecht schlafen und kratzt, bis die Haut blutet. Das Kratzen verschlimmert die Neurodermitis, weil die FingernĂ€gel die Haut beschĂ€digen, Bakterien können leichter eindringen und dies fĂŒhrt regelmĂ€ssig zu HautentzĂŒndungen. Diese tĂ€glichen Qualen beim eigenen Kind zu sehen, fĂŒhrt bei vielen Eltern zu Hilflosigkeit. Aber mit einer effektiven Behandlung können die Beschwerden gelindert werden.
Versuche einen positiven Umgang mit der Erkrankung
Wir wissen, wie schwierig und deprimierend es sein kann, wenn ein Kind unter schweren Neurodermitis-SchĂŒben leidet. Nachdem die Neurodermitis nicht im klassischen Sinne geheilt werden kann, ist das Ziel der Therapie die Linderung der Beschwerden:
- Weniger Juckreiz fĂŒhrt zu weniger Kratzattacken
- und dies wiederum zu weniger HautentzĂŒndungen.
Aus der Verzweiflung heraus wird oft jedes PrÀparat ausprobiert. Es hat sich aber gezeigt, dass gerde bei Neurodermitis folgender Leitsatz gilt: Weniger ist mehr!
Neurodermitis: So hilfst du deinem Kind
Du brauchst umfassendes Wissen ĂŒber die Erkrankung:
- was du beachten solltest (zB welche Hautpflege mit welcher Creme)
- was zu vermeiden ist (zB Triggerfaktoren)
- wann du zum Arzt solltest
- wann eine medizinische Behandlung mit zB Cortison sinnvoll ist
- und wann ihr eine systemische Therapie in ErwÀgung ziehen solltet
Was hilft bei Neurodermitis?
Neurodermitis ist nicht heilbar, aber sehr gut behandelbar. Wenn du einige Grundregeln beachtest, kannst du viel dazu beitragen, die Symptome zu lindern und die schubfreien Phasen zu verlÀngern.
1. Basistherapie: tÀgliche Hautpflege
"Welche Creme bei Neurodermitis?" Mit dieser Frage bechÀftigen sich viele Eltern betroffener Kleinkinder, hier die Antworten die du brauchst.
Die Haut eines Neurodermitikers ist trockener als eine "normale gesunde" Haut und benötigt daher auch in der schubfreien Phase eine tĂ€gliche Hautpflege mit rĂŒckfettenden Produkten. Die Haut sollte zweimal tĂ€glich von Kopf bis FuĂ gut eingecremt werden, um ihr ausreichend Feuchtigkeit (RĂŒckfeuchtung) und Lipide (RĂŒckfettung) zu geben. Es gilt die Haut durch die tĂ€gliche Pflege geschmeidig zu halten. Damit kann der Juckreiz eingedĂ€mmt werden und ein neuerlicher Schub kann zumindest verringert werden.
Es gibt leider kein Gneralrezept fĂŒr die EINE Basiscreme, ihr mĂŒsst euch durch die Palette der verschiedenen Cremes durchprobieren und testen, was deinem Kind guttut. Damit das Eincremen fĂŒr dein Kind nicht zur tĂ€glichen Qual wird, gibt es ein paar Tipps, die du beachten kannst:
Den ganzen Körper zweimal am Tag sorgfĂ€ltig einzucremen, erfordert Zeit und Geduld. Vor allem morgens, wenn Kindergarten, Schule und Arbeit rufen, ist es schwierig, die nötige Ruhe dafĂŒr aufzubringen. Damit das Eincremen nicht in Stress ausartet, solltest du die Zeit dafĂŒr bewusst einplanen, z.B. am Morgen gleich nach dem Aufstehen und Abends nach dem Abendessen. Wir raten dir, lieber eine Viertelstunde frĂŒher aufzustehen kann allen Beteiligten einen entspannteren Tagesbeginn bringen.
- Salbe dĂŒnn auftragen: bei Bedarf mehrmals tĂ€glich nachschmieren.
- Anpassung an die Jahreszeit: Im Sommer sollte die Salbe mehr Feuchtigkeit, im Winter mehr Fett beinhalten (lass dich beim Hautarzt oder in der Apotheke beraten).
- Verwende eine Creme, die "halbwegs" gut riecht und ein angenehmes HautgefĂŒhl hinterlĂ€sst. Sie sollte schnell einziehen und nicht brennen.
- Tipp KĂŒhlschrank: Wenn der Juckreiz gerade besonders schlimm ist, kannst du die Creme im KĂŒhlschrank aufbewahren, eine kĂŒhle Creme lindert regelmĂ€ssig den Juckreiz.
- Baden und Duschen: Wir rÀumen hier mit einem gÀngigen Mythos auf: Wie hÀufig das Kind duscht oder badet spielt keine Rolle. Du solltest dabei nur beachten, dass ihr nur lauwarmes Wasser sowie Reinigungsprodukte mit wenig Inhaltsstoffe (kein Parum!) verwendet.
Macht das tĂ€gliche Eincremen zu einer Art Ritual, z.B. verbinde es mit einer angenehmen Massage. Dadurch zieht die Creme besser in die Haut ein und fĂŒr dein Kind ist es eine Entspannung, welche es gerade in einer Schubphase dringend nötig hat. Warum nicht die Zeit beim Eincremen mit dem ErzĂ€hlen einer schönen Geschichte verbinden? Kinder lieben Geschichten. Den Anfang kannst du damit beginnen, das Tier, den ersten Buchstaben oder ein Gesicht mit der Creme auf die Haut aufzumalen... Achte auf saubere HĂ€nde, wenn du dein Kind eincremst.
Fazit zur Basistherpie: Die regelmĂ€Ăige Basispflege mit Pflegecremes ist das A und O jeder Neurodermitis-Pflege. Dabei sollte die empfindliche und trockene Haut mindestens 2x tĂ€glich eingecremt werden, um ihr ausreichend Feuchtigkeit (RĂŒckfeuchtung) und Lipide (RĂŒckfettung) zu geben. So kann die bei Neurodermitis gestörte Hautbarriere langfristig verbessert werden, wodurch Juckreiz und ErkrankungsschĂŒbe gelindert oder sogar verhindert werden können.
Tipp: Hautpflege fĂŒr empfindliche Kinderhaut von LA ROCHE POSAY
Reinige und pflege die empfindliche Haut mit besonders milden Hautpflegeprodukten. Als Ergebnis jahrelanger Forschung hat La Roche Posay Formulierungen entwickelt, um die empfindliche Haut aktiv zu stĂ€rken. LIPIKAR Syndet AP+ ist eine rĂŒckfettende Dusch-Creme fĂŒr Neugeborene, Babys und Kinder mit atopischer, zu Neurodermitis neigender Haut, dieses Reinigungsprodukt beruhigt sofort und mildert ab der ersten Dusche extreme Trockenheit. Der LIPIKAR Baume AP+M Körperbalsam mildert Anzeichen wie Rötungen, Trockenheit und Juckreiz. Gleichzeitig unterstĂŒtzt die Creme das Mikrobiom der Haut, damit können schubfreie Zeiten verlĂ€ngert werden.
Weitere Infos auf larocheposay.de
2. Auslöser (=Trigger) vermeiden
Bekannte auslösende Faktoren, die die Neurodermitis verschlechtern können, solltet ihr soweit wie möglich vermeiden. Dazu zÀhlen:
- Kleidung aus Wolle
- mit WeichspĂŒler behandelte Kleidung
- Haustiere (bestimmte Hunde- und Katzenhaare)
- Pollen
- Hausstaubmilben
- bestimmte Lebensmittel (dazu zĂ€hlen zB HĂŒhnerei, Weizen, Kuhmilch)
Neurodermitis PrĂ€vention bei Babys - klimatische EinflĂŒsse wie Hitze oder KĂ€lte
- ĂŒbermĂ€ssiges Schwitzen
- zu hÀufiges Baden
- Verwendung von parfumierten Seifen oder BadezusÀtzten
- Psychische Faktoren wie Stress und groĂe Aufregung
3. Ărztliche Hilfe suchen im Akutfall
In einem akuten Schub raten wir dir, so rasch wie möglich einen Hautarzt aufzusuchen. Die EntzĂŒndung der Haut sollte medizinisch behandelt werden, damit der Teufelskreis "Juckreiz-Krazten-EntzĂŒndung auf der Haut-stĂ€rkerer Juckreiz-Kratzen" durchbrochen werden kann. Eine Therapie mit einem leichten Cortison-PrĂ€parat kann hier in kurzer Zeit helfen, das Leiden deines Kindes zu stoppen. Keine Angst vor Cortison, diese ist heute nicht mehr gerechtfertigt! Wenn Cortison richtig eingesetzt wird, hilft es deinem Kind und es sind keine schĂ€dlichen Nebenwirkungen zu befĂŒrchten.
Hautarzt Finder
Finde rasch und bequem den richtigen Spezialisten
Auch kleine Patienten können psychisch leiden!
Kinder mit Neurodermitis haben es in einigen Lebenssituationen schwerer als gesunde Kinder. Der Schlafmangel infolge nĂ€chtlicher Juckreiz-Kratz-Attacken macht das Konzentrieren in der Schule schwer. Dazu können psychische Probleme wegen des âanderen Aussehensâ im Vergleich zu hautgesunden Kindern auftreten. Als Eltern solltet ihr hier unbedingt rechtzeitig das GesprĂ€ch mit den Lehrern, um etwaigen Schulstress, inhaltlichen wie sozialen, fĂŒr euer Kind möglichst zu lindern.
Das solltest du beachten: Bei allen Verboten (Aufpassen bei bestimmten Nahrungsmitteln) und Geboten (tĂ€gliche Hautpflege) vergiss nicht, dass das Kind ein Kind ist. Lachen und SpaĂ am Leben sorgen fĂŒr eine stabile Psyche und dies ist wiederum notwendig fĂŒr den Selbstheilungsprozess. Wichtig ist, dass (auch) ein Kind mit Neurodermitis lernen darf, ein halbwegs normales Leben zu fĂŒhren!
Die psychische Belastung von Kindern mit Neurodermitis
Neurodermitis Kind
Das solltest du beachten
Wichtig ist, dass sowohl das Kind selbst sowie auch KindergĂ€rtner oder Lehrer gut ĂŒber die Krankheit informiert sind:
- Was bedeutet Neurodermitis? zB es ist nicht ansteckend.
- Welche Allergien gegen bestimmte Lebensmittel bestehen? "Falsches" Essen kann eine rasche Hautverschlimmerung herbeifĂŒhren.
- Lehrer mĂŒssen wissen, dass Konzentrationsschwierigkeiten durch Juckreiz ausgelöst werden können!
- Wie sollte man sich in bestimmten Situationen verhalten? Kinder können sehr gemein sein. Wenn das Kind wegen seines Aussehens von MitschĂŒlern gehĂ€nselt wird, muss die AutoritĂ€tsperson eingreifen.
Hilfe von auĂen annehmen
Nachdem es kein Generalrezept bei Neurodermitis gibt, könnt ihr euch nur durch die groĂe Palette an Produkten und Therapien âdurchtestenâ. Je lĂ€nger man sich in dieser âDurchtestungs-Phaseâ befindest, desto eher entstehen natĂŒrlich irgendwann GefĂŒhle der Ăberforderung und der Ratlosigkeit. Aber besonders in diesen Phasen ist es wichtig, dass du einen guten Vertrauensarzt hast, mit dem gemeinsam du mögliche Therapien besprechen kann. Solltest du dich nicht gut aufgehoben fĂŒhlen bei deinem Arzt, solltest du dir ĂŒberlegen, einen neuen zu suchen. Das ist zwar mit einem gewissen Aufwand verbunden, aber es wird sich auf lange Sicht lohnen. Sollte es ganz schlimm sein, gibt es immer die Möglichkeit, dass du dich im Akutfall direkt an eine Spezialklinik fĂŒr Dermatologie wendest. Eine stationĂ€re Behandlung bringt dem betroffenen Kind meist eine nachhaltige Linderung der Beschwerden. Mittlerweile ist es auch kein Problem mehr, dass ein Elternteil das Kind ins Spital begleiten kann.
ZusĂ€tzliche Kosten fĂŒr die Familienkasse
Normalerweise entstehen durch die laufenden Behandlungen hohe Kosten. Die Krankenkassen zahlen nur bestimmte Behandlungen. Besonders speziell benötigte Produkte wie teure Hygieneartikel, Spezial BettwĂ€sche und Kleidung werden nicht ĂŒbernommen.
Wenn dein Hautarzt keinen Kassenvertrag hast, zahlst du in der Regel die Kosten fĂŒr den Arztbesuch selber. Du kannst dich bei deiner Krankenkasse bezĂŒglich eines Zuschusses oder einer Befreiung von RezeptgebĂŒhren erkundigen. Anzudenken ist der Abschluss einer privaten Krankenversicherung.
Tipp: Denke ĂŒber eine private Krankenversicherung fĂŒr das noch ungeborene Kind wĂ€hrend der Schwangerschaft nach. Damit kann das Kind von Beginn an den vollen Versicherungsschutz genieĂen und es können keine Vorerkrankungen ausgeschlossen werden.
Vorsicht vor dubiosen Heilversprechen
Klar, jeder mit einem Neurodermitis betroffenen Kind versucht, dem Kind die besten Behandlungen zuteil werden zu lassen! Aber sei vorsichtig bei Anbietern, welche mit ihrem angeblich neuartigen Produkt eine sofortige Heilung versprechen. Leider gibt es ja nach wie vor sehr viele Scharlatane, die mittlerweile das Internet benĂŒtzen, um uns Betroffenen Hoffnung zu machen, um Geld zu kassieren und dann abzutauchen. Dies passiert âam laufenden Bandâ und im Internet ist man als Laie oft auf das eigene BauchgefĂŒhl angewiesen.
Mehr dazu lesen: Die Abzocke mit der Hoffnung
Unser Lesetipp
Neurodermitis bei Kleinkindern: Diese Hautpflege hilft
Neurodermitis ist nicht heilbar, aber mit der richtigen Behandlung sowie einer kontinuierlichen Hautpflege könnt ihr den Juckreiz lindern und die Haut beruhigen. Neurodermitis ist mittlerweile gut in den Griff zu bekommen!
Infos zum Beitrag
Autor:
Mag. Karin Meinhart
Quellenangabe: Karin Hafner - hautinfo.at
Stand der medizinischen Informationen: 10. April 2019
Letzte Aktualisierung: 19. Februar 2024