ABC â der richtige Fahrplan in der Neurodermitis-Behandlung
- Wie entsteht Neurodermitis?
- Ist Neurodermitis eine âKinderkrankheitâ?
- Woran erkennst du, ob du oder dein Kind an Neurodermitis erkrankt ist?
- Das sagt die Expertin Dr. Nadine Mothes-Luksch
- ABC â der richtige Fahrplan in der Neurodermitis-Behandlung
- Stufe B: leichte Ekzeme und starker Juckreiz
- Calcineurin-Inhibitoren
- Stufe C: mittelschwere bis schwere Ekzeme
- Gibt es einen Unterschied zwischen akuter und schubfreier Phase?
- Wann und wie oft treten SchĂŒbe auf?
- Wie wirksam sind Behandlungsmethoden aus der KomplementÀrmedizin?
- Die vier goldene Regeln in der Behandlung
Neurodermitis ist in den letzten Jahrzehnten zu einer wahren Volkskrankheit geworden. Bei Kindern ist sie die hÀufigste Hautkrankheit, aber auch viele Erwachsene kÀmpfen bis ins hohe Alter mit Atopischer Dermatitis. Neurodermitis ist nicht heilbar, aber gut behandelbar. Das Wichtigste dabei: Klare Diagnose, richtige Hautpflege und die passende Therapie, auf jeder Stufe der Erkrankung!
Wie entsteht Neurodermitis?
Die Entstehung der Krankheit ist nach wie vor nicht vollkommen geklĂ€rt. Was wir wissen ist: Es handelt sich um eine sehr komplexe Mischung aus genetischen Faktoren, immunologischen VerĂ€nderungen und Umweltfaktoren. Die Forschung hat bisher etwa 20 Gene ausgemacht, die fĂŒr eine Neurodermitis-Neigung verantwortlich sind.
ABER: Es braucht einen Auslöser fĂŒr einen ersten Ausbruch. Vorab: Es handelt sich immer um einen Defekt der Hautbarriere. Ausgelöst wird die Neurodermitis durch typische âTriggerâ wie: Textilien, Infektionen (Grippe, ErkĂ€ltung etc.), bestimmte Nahrungsmittel, Hitze, SchwĂŒle, KĂ€lte, Tabakrauch, hautreizende Reinigungsmittel und Kosmetika, Allergieauslöser wie Pollen, Tierhaare etc., hormonelle Faktoren wie Schwangerschaft oder Stress. Die Liste ist ebenso lang, wie individuell verschieden.
Doch eines ist allen gemeinsam: Ist der Hautschutz erst einmal âlöchrigâ geworden, werden im Nu EntzĂŒndungszellen aktiviert und Antikörper-Rezeptoren gebildet, Allergene können besser eindringen und dort wiederum EntzĂŒndungszellen aktivieren â mit anderen Worten: ein Teufelskreislauf hat begonnen!
Ist Neurodermitis eine âKinderkrankheitâ?
Nein. Und ja. Nein, weil Neurodermitis genetische Ursachen hat und NICHT ANSTECKEND ist, wie zum Beispiel Mumps oder Scharlach oder. Und ja, weil bei den meisten Betroffenen die Krankheit in der frĂŒhen Kindheit auftritt. Bei 60% wĂ€hrend des ersten Lebensjahrs, bei 90% bis zum fĂŒnften Lebensjahr. Danach werden Neuerkrankungen immer seltener. Mehr noch: Die Symptome nehmen beim Ălterwerden ab und sind bei etwa 70% der Betroffenen im Erwachsenenalter ganz verschwunden.
Woran erkennst du, ob du oder dein Kind an Neurodermitis erkrankt ist?
Neurodermitis verlĂ€uft in chronisch wiederkehrenden entzĂŒndlichen SchĂŒben. Kennzeichnend sind Hautrötungen, Schuppungen und Ekzeme an den Neurodermitis-typischen Stellen: Kniekehlen, Armbeugen, Hals, Gesicht. Dazu kommt oft untertrĂ€glicher Juckreiz. Es ist gar nicht so einfach, eine Neurodermitis bei dir oder deinem SĂ€ugling beziehungsweise Kleinkind von einer Pilzinfektion oder einem Ekzem anderen Ursprungs zu unterscheiden.
Aber es gibt Merkmale, zum Beispiel
- Wenn der Juckreiz ĂŒber Wochen und Monate nicht verschwindet, sondern immer wiederkommt.
- Wenn die Haut stÀndig extrem trocken und schuppig ist.
- Wenn beim Kratzen keine roten, sondern weiĂliche Spuren bleiben.
- Wenn der Juckreiz bei bestimmten Auslösern stÀrker auftritt.
- Wenn die Rötungen bei deinem Kind an den Armen und Waden auftreten â und bei dir an Stirn, Brust, Handgelenken, Kniekehlen und Armbeugen.
- Auch andere sogenannte âatopische Stigmataâ, wie sie auch bei Heuschnupfen und allergischem Asthma typisch sind, können auftreten: hĂ€ufige BindehautentzĂŒndungen, doppelte untere Lidfalte oder BlĂ€sse um den Mund herum.
Das sagt die Expertin Dr. Nadine Mothes-Luksch
In der Neurodermitis Therapie gibt es prinzipiell keinen Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen. Was fĂŒr Erwachsene gilt, gilt auch fĂŒr Kinder. Bei einem akuten Neurodermitis-Schub sind auch bei Kindern Cortison-PrĂ€parate angezeigt. Aber in einer entsprechend niedrigeren Dosis. Dazu kann mit sorgfĂ€ltiger Hautpflege langfristig die Anzahl und StĂ€rke der SchĂŒbe positiv beeinflusst werden. Ich bemĂŒhe mich im PatientengesprĂ€ch, dies ganz deutlich zu machen: Konsequente Pflege ist eines vom Wichtigsten ĂŒberhaupt, um Neurodermitis zu lindern.
ABC â der richtige Fahrplan in der Neurodermitis-Behandlung
In der Medizin gilt, was bei allen schwierigen Themen gilt: Genaue Analyse des Ist-Zustandes ist der erste Schritt zur Lösung. Dermatologen haben fĂŒr Neurodermitis einen genauen Score (einen Stufenplan) entwickelten. Er ist die Grundlage fĂŒr jede Therapie, so etwas wie ein individueller Behandlungspass. Je genauer dein Hautarzt am Beginn weiĂ, wo du stehst, desto besser kann er dich oder dein Kind behandeln. Und das bedeutet: desto weniger Symptome und weniger SchĂŒbe treten auf.
Stufe A: Trockene, schuppige und gerötete Haut
Die Symptome: Auf dieser Stufe leiden Neurodermitis-Patienten unter trockener, schuppiger, geröteter und juckender Haut. Ekzeme sind noch nicht vorhanden.
Die Therapie: Konsequente und sorgfĂ€ltige Hautpflege mit parfumfreien Cremen und Lotions. Am besten cremst du zweimal tĂ€glich. in jedem Fall aber nach dem Duschen. Das gilt auch fĂŒr dein Baby oder Kleinkind. Nutze das Eincremen fĂŒr ein meditatives Ritual. Das wird deinem Kind körperlich und seelisch guttun! Und dir auch.
Stufe B: leichte Ekzeme und starker Juckreiz
Die Symptome: Jetzt ist die Neurodermitis in eine akute, wenn auch noch leichte Phase eingetreten. An den einen oder anderen Körperstellen treten nÀssende Ekzeme auf, der Juckreiz wird quÀlend.
Die Therapie: Neben antiseptischen Wirkstoffen und der Behandlung des Juckreizes verschreibt die Dermatologin jetzt Salben in einer geringen Konzentration Glukokortikoide (Cortisonsalben) und Calcineurin-Inhibitoren.
LIPIKAR Baume AP+M
LIPIKAR Baume AP+M von La Roche Posay ist ein hautberuhigender und intensiv rĂŒckfettender Körperbalsam fĂŒr empfindliche, extrem trockene und zu Neurodermitis neigender Haut. Die Kombination der Wirkstoffe Aqua Posae Filiformis und Mikroresyl unterstuÌtzt die Funktion des Mikrobioms:
- Bringt das Hautmikrobiom ins Gleichgewicht
- Milderung Juckreiz ab der 1. Anwendung
- Anti-RĂŒckfall-Effekt: beugt neuen SchĂŒben vor
- zieht schnell ein, klebt nicht und lÀsst sich leicht verteilen
- Thermalwasser aus La Roche Posay wirkt zusÀtzlich hautberuhigend
LIPIKAR Baume AP+M ist frei von Duftstoffen und eignet sich zur Hautpflege von Gesicht und Körper bei Neugeborenen, Kindern und Erwachsenen.
Unser Tipp: Um deine Haut perfekt auf das Eincremen vorzubreiten, empfehlen wir dir zum Duschen die LIPIKAR Syndet AP+ RĂŒckfettende Duschcreme: Reinigt seifenfrei, sanft und wirkt rĂŒckfettend.
Gut zu wissen
Calcineurin-Inhibitoren
Topische Calcineurin-Inhibitoren (TCI), wie zum Beispiel der Wirkstoff Tacrolimus, setzt direkt an der ĂŒberschieĂenden Abwehrreaktion in der Haut an: Tacrolimus wirkt ĂŒber die Hemmung zellulĂ€rer EntzĂŒndungsablĂ€ufe, so dass letztlich EntzĂŒndungszellen gebremst werden. Ein weiterer positiver Effekt: Mit der Anwendung von Tacrolimus verbessert sich die geschĂ€digte Hautbarriere atopischer Haut. Tacrolimus-Salbe ist als proaktive Therapieform geeignet bzw. um den symptomfreien Zustand bei Neurodermitis möglichst lange zu erhalten. Laut Studien verlĂ€ngert die proaktive Therapie mit Tacrolimus-Salbe â zweimal wöchentlich angewendet â signifikant die schubfreie Zeit im Vergleich zur reaktiven Therapie, bei der die Salbe nur wĂ€hrend eines Schubs zweimal pro Tag aufgetragen wird. Weitere Informationen darĂŒber bekommst du bei deinem Dermatologen!
Stufe C: mittelschwere bis schwere Ekzeme
Die Symptome: Die Ekzeme haben gröĂere Teile des Körpers bedeckt und halten sich hartnĂ€ckig, der Juckreiz wird fast unertrĂ€glich.
Die Therapie: In diesem Stadium werden stÀrker wirksame Cortison-PrÀparate, auch in Tablettenform, Calcineurinhemmer und Immunsuppresiva (zB Ciclosporin A) eingesetzt.
Das sagt die Expertin Dr. Nadine Mothes-Luksch
Auf die oftmals gehörte Frage: âHat Cortison nicht schwere Nebenwirkungen?â antworte ich immer: Das Gegenteil ist der Fall! Die Angst vieler Patienten vor Cortison ist die gefĂ€hrlichste Nebenwirkung. Ich warne meine Patienten immer eindringlich davor, das Medikament selbststĂ€ndig abzusetzen oder die Dosis zu verĂ€ndern. Die Nebenwirkungen sind bei der richtigen Anwendung geringfĂŒgig und harmlos.
Gibt es einen Unterschied zwischen akuter und schubfreier Phase?
Ja, und ob! Eine akute Phase sollte sofort und konsequent â je nach Schweregrad mit Cortison und/oder Calcineurinhemmern behandelt werden. Oder es wird eine systemische Therapie mit zB Biologika begonnen.
Tipp: LIPIKAR ECZEMA MED
Das Medizinprodukt LIPIKAR ECZEMA MED von La Roche Posay mildert schnell Symptome von Ekzemen und Neurodermitis wie z.B.:
- Irritation und Hautreizungen
- EntzĂŒndungen
- Juckreiz durch trockene Haut
- Rötungen
Du kannst LIPIKAR ECZEMA MED Creme zwei- bis dreimal tĂ€glich auf die gereinigte intakte Haut auftragen, bereits eine dĂŒnne Cremeschicht reicht aus, um die Haut zu beruhigen. Die reichhaltige und schnell einziehende Creme versorgt die Haut mit Feuchtigkeit und trĂ€gt zum Gleichgewicht des Mikrobioms der Haut bei. Ohne ParfĂŒm. Ohne Kortikosteroide.
Wann und wie oft treten SchĂŒbe auf?
Das lÀsst sich leider nicht vorhersagen. Aber beeinflussen. Indem du dir bekannten Auslöser vermeidest. Also:
- Bei Nahrungsmittel-Allergien auf die betreffenden Lebensmittel verzichten
- Leichte, hautfreundliche Kleidung tragen â und sie vor dem ersten Tragen waschen
- ParfĂŒmierte WeichspĂŒler, Reinigungs- und Kosmetikprodukte vermeiden
- EntspannungsĂŒbungen wie Yoga, Autogenes Training oder Progessive Muskelentspannung gegen Stress anwenden
Wie wirksam sind Behandlungsmethoden aus der KomplementÀrmedizin?
âGut ist, was guttutâ, sagt Nadine Mothes-Luksch. Das kann fĂŒr den einen Patienten eine Homöopathie-Behandlung sein, fĂŒr den anderen Akkupunktur. Und der dritte spricht auf keines der beiden an. âWas ich in jedem Fall betonen möchteâ, sagt Mothes-Luksch, âSobald EntzĂŒndungen auftreten und der Patient in einem akuten Schub steckt, muss mit antientzĂŒndlichen Medikamenten wie beispielsweise Cortison entgegenwirken. Ein Aufschub und Hoffen auf Besserung durch reine Pflegeprodukte sind da kontraproduktiv.â
Die vier goldene Regeln in der Behandlung
- Information: ĂŒber den Schweregrad der Erkrankung, die Therapiemöglichkeiten und die individuellen Auslösefaktoren.
- Vermeidung der Substanzen bzw. Situationen, die einen Schub auslösen können.
- Konsequente Hautpflege: in der akuten Phase genauso wie in der schubfreien Zeit. Es gibt nichts Besseres, um einen neuen Schub vorzubeugen.
- Therapie laut Stufenplan: sobald die Neurodermitis akut wird.
Dr. med. univ. Nadine Mothes-Luksch
Dermatologin in Wien
Schwerpunkte: Allergien, Neurodermitis bei Kindern und Erwachsenen
Weitere Infos auf hautimzentrum.at
Unser Lesetipp
Cortison bei Neurodermitis â Wunderwaffe oder Teufelszeug?
Oft verteufelt, viel gescholten â aber eines der wirksamsten Mittel gegen Atopische Dermatitis ist zweifellos das Cortison in den unterschiedlichsten Formen. Insbesondere die topische Anwendung von Cortison in Form von Cremen und Salben ist aus der Behandlung der Neurodermitis nicht mehr wegzudenken. Wunderwaffe oder Teufelszeug - wir klĂ€ren auf!
Infos zum Beitrag
Autor:
Mag. Annemarie Mitterhofer
Experte:
Dr. Nadine Mothes-Luksch
Quellenangabe:
Stand der medizinischen Informationen: 08. April 2020
Letzte Aktualisierung: 19. Februar 2024