Neurodermitis & Sexualität
Eine chronische Hauterkrankung wie Neurodermitis beeinflusst das gesamte Leben eines Patienten und macht auch vor Problemen in der Partnerschaft sowie in der gelebten Sexualität nicht halt. Ein spannendes Interview mit der klinischen Psychologin und Gesundheitspsychologin Mag. Doris Wolf.
Haben Patienten mit Neurodermitis Berührungsängste?
Welche Gefühle sind vorherrschend? Menschen mit Neurodermitis blicken oft auf eine lebenslange Krankheitsgeschichte zurück. Neurodermitis betrifft vor allem Kinder und Jugendliche. Sie kann sich schon im Säuglingsalter manifestieren.
Die Haut ist ein wichtiges Kommunikationsorgan. Stillen fördert nicht nur die Entwicklung eines starken Immunsystems, sondern auch die Mutter-Kind-Beziehung. Bei Säuglingen sind vornehmlich der Kopf und die Wangen von Neurodermitis, bei stärkerer Ausprägung auch andere Körperstellen, betroffen. Das kann dazu führen, dass das Stillen durch unangenehme Körpererfahrungen - durch unangenehm empfundenen Hautkontakt, beispielsweise durch Jucken und Brennen im Gesicht – nicht möglich ist.
Angenehme sensorische Erfahrungen, wie Streicheln und Liebkosen, stellen die ersten sozialen sowie körperlichen Lernerfahrungen eines Babys dar und sind für eine optimale Gehirnentwicklung wichtig. Das Wohlbefinden des Babys hängt von der fürsorglichen sowie körperlichen mütterlichen Zuwendung ab. Sorgt sie zuverlässig für die Bedürfnisbefriedigung (Füttern, Körperkontakt, Aufmerksamkeit, Pflege) des Babys, kann es „sichere Bindungserfahrungen“ machen. Es entwickelt sich das vielzitierte Urvertrauen. Dagegen können frühe negative Berührungs-Erfahrungen den Grundstein für spätere Berührungs- aber auch Bindungsängste, Angst vor zu viel Nähe und Intimität, legen.
Im Kindes- bzw. Jugendalter manifestiert sich die Neurodermitis hauptsächlich in den Armbeugen, Kniekehlen, am Hals und an den Händen. Diese Körperstellen zählen, sexuell betrachtet, zu den erogenen Zonen des Menschen.
Wir sind von Geburt an sexuelle Wesen. Die Entzündungen bzw. das Kratzen, aufgrund des Juckreizes, können zur Verdickung der Haut (Lichenifizierung) führen, was einerseits zur Veränderung der Sensorik, anderseits in einem unerwünschten Hautbild münden kann. Die Folge sind Berührungsängste, Scham, körperlicher Rückzug. Der ständige Juckreiz, die Schmerzen können schlechte Laune, traurig, hilflos sowie nervös und aggressiv machen.
Die Reaktionen der Spielkameraden können, verstärkt durch Hänseleien, vermehrte Traurigkeit, Minderwertigkeitsgefühle und sozialen Rückzug auslösen. Der Weg in die Depression sowie Isolation ist geebnet.
Das zwiespältige Gefühl zwischen der angeborenen Sehnsucht nach körperlicher Nähe und negativen Erfahrungen damit, können einen Menschen mit Neurodermitis emotional verunsichern. Intuitiv sehnt er sich nach etwas, das er als unangenehm empfindet und von dem er, beschwerdebedingt, nur eingeschränkt bekommen kann. Infolgedessen wird er sich eher als unsicher erleben, sowohl, seine sozialen Kontakte, als auch seine Gefühle betreffend. Das macht Menschen mit Neurodermitis anfälliger für Gefühlsblindheit (Alexithymie).
Empfindet man sich nicht als attraktiv bzw. unschön oder gar abnorm, kann die andauernde Beschäftigung mit dem belastenden Erscheinungsbild zur sogenannten Körperdysmorphen Störung beitragen. Treten Entzündungen gar im Genitalbereich auf, kann das soweit führen, dass der entsprechende Körperbereich, aufgrund der Schmerzen, des Juckreizes, der Lichenifizierung, aus der bewussten Wahrnehmung des Betreffenden „ausgeblendet“ - verdrängt wird. Sexuelle Unlust, Erregungs- und Orgasmus-Störungen können entstehen.
Unschön empfundene, nässende Stellen, daraus resultierende Scham sowie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können sexuelles Vermeidungsverhalten auslösen bzw. verstärken. Insgesamt lässt sich sagen, dass Menschen mit Neurodermitis, umso mehr, wenn auch der Intimbereich betroffen ist, eine störungsanfälligere psychosexuelle Entwicklung durchlaufen. Der Juckreiz spielt in der Bedeutung des sexuellen Erlebens eine zentrale Rolle, begleitet von sexuellen Ängsten. Soziale Ängste können diese Vermeidungstendenzen noch bekräftigen.
Sprechen Patienten offen über ihre Probleme?
Die Offenheit dem Partner gegenüber ist abhängig von der Beziehungsgüte, dem Ausmaß des Vertrauens, dem Gefühl, so wie man ist, akzeptiert und angenommen zu werden, sich beim jeweiligen Partner geborgen zu fühlen – eben dem Ausmaß an Intimität. Reagiert der Partner verständnisvoll wird das Ansprechen von Problemen bestimmt einfacher sein.
Ob der Hautarzt von möglichen Problemen seines Patienten etwas erfährt, hängt einerseits von strukturellen Bedingungen (ausreichend Zeit und ungestörte Gesprächssituation), anderseits aber auch von der Güte der Arzt-Patienten-Beziehung ab. Wirkt der Arzt interessiert und schenkt ihm seine ungeteilte Aufmerksamkeit, fühlt sich der Patient gut aufgehoben und verstanden, wird er sich bestimmt leichter öffnen können.
Menschen mit negativen sozialen Vorerfahrungen benötigen dazu eine dementsprechende empathische „Einladung“ über belastende Dinge zu reden. Ungefähr die Hälfte Patienten reden, Umfragen zufolge, eher nicht mit dem Arzt über ihre Anliegen. Schon gar nicht über mögliche Schwierigkeiten betreffend ihr Liebes- oder Sexualleben. Der Großteil befragter Neurodermitis-Patienten geben an, dass sie von Ihrem behandelten Arzt noch nie auf ihr Sexualleben angesprochen wurden.
Für den Psychologen gilt dasselbe, wie für den Arzt. Menschen kommen ja genau aus diesem Grund zum Psychologen, weil sie über ein oder mehrere Belastungen sprechen wollen und eine Erweiterung Ihres Lösungsrepertoires erwarten. Menschen mit Neurodermitis haben oft besonders sensible „Antennen“. Sie benötigen besonders empathische „Gesprächseinladungen“, um Hilfe zur Selbsthilfe annehmen zu können. Dies gilt vor allem, wenn sie unter Gefühlsblindheit (Alexithymie) leiden und im Speziellen, wenn sich die Hautläsionen im Intimbereich befinden.
Über sein Intimleben zu reden, bedeutet, dem Zuhörer, im übertragenen Sinn, seine Schlafzimmertür zu öffnen. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl und höchste Gesprächskompetenz aufseiten des Zuhörers, damit eine vertrauensvolle Gesprächsbasis gegeben ist und der Patient sich sicher fühlen kann.
Wozu raten Sie Personen im Umgang mit Sexualpartnern?
Erhöhte Anspannung aufgrund von Schmerzen, Juckreiz, Stress sowie der Neigung zu sozialer Unsicherheit oder dem Hadern mit dem eigenen Körperbild, können dazu führen, dass Menschen mit Neurodermitis eher zu Misstrauen neigen und dementsprechend reagieren. Daher kann es in Beziehungen häufiger zu Missverständnissen, Konfliktsituationen sowie Gefühlen von Hilflosigkeit, Ungerechtigkeit, Unterlegenheit und sozialer Unsicherheit kommen.
Unsicherheit und eine geringes Selbstwertgefühl gehen oft mit chronischer Eifersucht einher. Sie kann Liebesbeziehungen ganz schön belasten.
Paarbeziehungen leben vom Wechselspiel von Nähe und Distanz. Menschen mit Neurodermitis können zu einem verstärkten (unbewussten) Distanzbedürfnis neigen, um sich in einer Beziehung „sicher“ zu fühlen. Distanz verschafft ihnen Sicherheit davor, sich verletzlich zu zeigen, selbst verletzt zu werden. Kommt man Menschen mit einem größeren Distanzbedürfnis emotional zu nahe, können sie sich bedroht fühlen. Kränkungen, Beleidigungen oder gar Sarkasmus gegenüber dem Partner können hilflose Lösungsversuche darstellen, die nötige Distanz wieder herzustellen.
Eine häufige Begleiterscheinung der Neurodermitis stellt die Zahnfleischentzündung (Gingivitis) dar. Sie kann sehr unangenehm und schmerzhaft sein und einem das Küssen bzw Liebkosen verleiden.
Tipps der Expertin Mag. Doris Wolf
- Finger weg von Sexualität aus reiner „Pflichterfüllung“ aus Angst, den Partner zu verlieren. Das törnt auf lange Sicht total ab, sowohl den „Pflichterfüller“ als auch den „Empfänger“ und führt unweigerlich zur andauernden sexuellen Unlust.
- Reden Sie mit Ihrem Partner: was erregt Sie, welche Sexualpraktiken mögen sie, was fühlt sich wann und wo angenehm an.
- Zeigen Sie ihm die Stellen, die momentan empfindlich sind, damit er diese aussparen kann. Sie können auch dem Partner vorführen, welche Art der Berührung, welcher Druck, welcher Rhythmus sich gut anfühlen.
- Sorgen Sie für eine entspannte Atmosphäre und probieren Sie aus, ob Ihnen möglicherweise Entspannungsübungen guttun, bevor Sie mit dem Vorspiel beginnen.
- Vielleicht empfinden Sie es als angenehm, wenn der Partner, nach einem gemeinsamen Bad (Basistherapie), Ihren Körper mit Ihrer wohltuenden Pflegesalbe eincremt? Eventuell fördert das die Intimität zwischen Ihnen.
Wie geht man als Betroffener besser mit sichtbaren Ekzemen um?
Patienten sind immer die Experten in eigener Sache! Je besser Sie Ihre Erkrankung und die damit verbundenen Symptome akzeptieren lernen, umso einfacher wird es für Sie. Ekzeme können sehr unangenehm jucken, schmerzen, auch nässen. Dagegen gibt es hilfreiche topische wie systemische Therapien.
Den Juckreiz können Sie zusätzlich mithilfe von Habit-Reversal-Technik, Imaginationen oder Selbsthypnose in den Griff bekommen. Sie können sich beispielsweise vorstellen, wie kühlendes Wasser über die juckenden Stellen läuft oder Sie in einem erfrischenden See schwimmen gehen.
Für das Erscheinungsbild Ihrer Haut können Sie nichts dafür. Reden Sie mit Ihrem Partner drüber und informieren Sie ihn, wo Sie zurzeit empfindliche Stellen haben. Sind diese im Genitalbereich erklären Sie, warum Sie heute keine Lust auf Sex haben, damit Ihr Partner, Ihre momentane Unlust nicht auf sich bezieht.
Partnern von Betroffenen empfehle ich, diesen selbst zu fragen, wie sie sich verhalten sollen, was er braucht, was er als wohltuend empfindet. Deutungen und nicht hinterfragte Interpretationen eröffnen den Spielraum für Missverständnisse. Empathisches Mitfühlen ist besser als mitleiden. Mitleid bringt keinem was. Empathie kann die Beziehung vertiefen – die Intimität verbessern. Versuchen Sie in ihrem chronisch kranken Partner nicht den Patienten zu sehen, das ist Aufgabe des Arztes, sondern einen ebenbürtigen wertvollen Menschen, der es verdient hat, geliebt zu werden, körperlich verwöhnt zu werden, so, wie er eben ist.
Wie gehen Jugendliche bei Partnerwahl mit Neurodermitis um?
Die Pubertät stellt eine sehr empfindliche, störanfällige Zeit, in der Entwicklungsgeschichte jedes Menschen dar. Hauterkrankungen können während dieses sensiblen Lebensabschnittes eine zusätzliche Belastung darstellen. Jugendliche können mitunter recht kritisch und hart mit Gleichaltrigen umgehen.
Wenn der Körper sich zu verändern beginnt, hadern auch Jugendliche ohne Neurodermitis oft mit ihrem Aussehen, müssen erst ihre soziale Rolle, ihren Platz in der Gesellschaft finden. Während dieser Identitätsfindungsphase orientieren sich Jugendliche an Gleichaltrigen bzw. an Vorbildern, die ihnen imponieren. Die sozialen Medien liefern ihnen dazu optische Benchmarks, die ein Mensch im realen Leben nur schwer erreichen kann.
Wenn dann auch noch sichtbare Ekzeme im Spiel sind, können diese Schamgefühle nähren, Selbsthass schüren und den Selbstwert in den Keller schicken.
Gerade Jugendliche definieren sich stark an der Zugehörigkeit zu einer Peer-Group. Leider gehört noch immer für viele das Rauchen, ob Zigaretten, Vaporizer oder Shisha, als äußeres Zeichen für „Erwachsensein“ und „dazugehören“, dazu. Rauchen kann die Neurodermitis im wahrsten Sinne des Wortes „anheizen“. Durch einen vernünftigen Lebensstil kann der Betroffene zur Besserung der Symptome beitragen. Dieser ist aber in der Pubertät oft nicht so „cool“.
Heuschnupfen, Asthma sowie Nahrungsmittel-Allergien können mögliche Begleiterscheinungen der Neurodermitis darstellen. Gepaart mit dem äußeren Erscheinungsbild kann dieses „Anderssein“ verstärkt zum Außenseiter abstempeln, wie auch zu Mobbing oder zu sozialem Rückzug durch den betroffenen Jugendlichen selbst, führen.
Bei der Partnerwahl prüfen Jugendliche mit Neurodermitis sicherlich genauer, ob sie jemandem ihr Vertrauen schenken. Schübe können aus Scham zum Verschieben von Dates führen, für das dem oder der „Angebeteten“ eventuell das Verständnis und die Geduld fehlt. Die ersten sexuellen Erfahrungen sind generell von höherer Anspannung begleitet, was bei Jugendlichen mit Neurodermitis zu verstärkten Schmerzen oder Jucken führen bzw. angenehme, sexuelle Erfahrungen erschweren kann.
Vermeidungstendenzen können so die sexuellen Erfahrungen beschränken und die weitere Partnerwahl negativ beeinflussen. Menschen, die sich selbst attraktiv empfinden finden, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch von anderen als attraktiv bewertet. Menschen, die sich weniger bis gar nicht attraktiv wahrnehmen, sind auf diese Weise in ihrer Partnerwahl eingeschränkt. Menschen, die Schwierigkeiten damit haben, sich selbst so anzunehmen, wie sie sind, werden auch bei anderen nur schwer Akzeptanz finden. Der Traumpartner rückt so in weite Ferne.
Gibt es Unterschiede in festen Beziehungen und bei wechselnden Partnern?
Menschen mit Neurodermitis, die in festen Beziehungen leben, neigen weniger zur Angst, den Partner verlieren zu können, als Menschen mit wechselnden Partnern. In längeren Beziehungen kann möglicherweise mehr Verständnis und Vertrauen zwischen den Partnern vorhanden sein, als in wechselnden Beziehungen. Menschen mit stärkerem Distanzbedürfnis werden eher zu wechselnden Beziehungen neigen, denn jedes Mal, wenn die Beziehung „enger“ wird, setzt der „Fluchtreflex“ ein.
Wie beeinflusst die Erkrankung Kinderwunsch?
Die Erkrankung selbst kann nicht vererbt werden. Eineiige Zwillinge haben zu 100 % dieselben Gene. Aber „nur“ ca. 75 % erkranken an Neurodermitis. Eine gewisse Empfindlichkeit dafür, an Neurodermitis zu erkranken, wenn mehrere Auslöse-Faktoren gleichzeitig zusammentreffen, ist allerdings schon vererbbar. Wenn nur ein Elternteil an Neurodermitis leidet, ist diese Wahrscheinlichkeit geringer ausgeprägt, als wenn beide Eltern die Erkrankung haben. Eine Familien-Anamnese des Partners bezüglich dem Auftreten von Asthma oder Heuschnupfen kann hilfreich sein.
Da Neurodermitis eher eine Kinder- bzw. Jugenderkrankung ist, die sich mit zunehmendem Alter meist verliert und heutzutage die Behandlungsmöglichkeiten immer breiter und effektiver werden, würde ich niemandem von einer Schwangerschaft abraten. Die hormonelle Veränderung des Körpers kann eventuell einen Schub auslösen. Ob deswegen auf den Kinderwunsch verzichtet werden soll, ist selbstverständlich eine persönliche Entscheidung.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit dem Patienten, dem Dermatologen und Ihnen aus?
Wir Psychologen wissen, wie wichtig eine adäquate ärztliche Behandlung für Menschen mit Neurodermitis ist. Das Behandlungsangebot wird laufend verbessert. Daher empfehlen wir Menschen mit Neurodermitis bzw. mit Krankheitssymptomen unverzüglich die fachärztliche Abklärung.
Eine gute Arzt-Patienten-Beziehung stellt die Basis für die gemeinsame Formulierung eines Behandlungszieles sowie die daraus abgeleitete Therapie-Entscheidung dar.
Im optimalen Fall erkennt der Dermatologe, wann es Zeit ist, die Konsultation eines Klinischen Psychologen zu empfehlen, beispielsweise:
- wenn sein Patient seine Erkrankung nicht akzeptieren kann
- die Krankheitslast sehr groß ist
- bei häufigen und sehr belastenden Krankheitsschüben
- der Patient von chronischem Stress berichtet
- besonders stressige Zeiten in seinem Leben erlebt (Life Events, Trennung, Tod einer nahestehenden Person, Jobverlust, Mobbing, …)
- Sexuelle Probleme beklagt
- unter chronischen Schlafstörungen leidet
- Depressionen oder Ängste hat
- oder Suizidgedanken äußert.
Stress kann ein mitauslösender Faktor bei der Erstmanifestation der Erkrankung sein, aber auch Krankheitsschübe triggern sowie Juck- und Schmerzempfinden verstärken. Auch negative Emotionen und Ängste (Angst = Stress) werden mit vermehrtem Juckreiz in Verbindung gebracht. Hier können Psychologen erfolgreich helfen.
Gemeinsam können wir so, Patient, Arzt & Psychologe, die Lebensqualität des Patienten verbessern und optimieren.
Warum Therapiebesprechungen auch mit der Psychologin?
Die Haut ist sehr eng verbunden mit der Psyche. Bei der Zeugung eines Menschen entstehen die Haut und das Nervensystem (Gehirn, Psyche) aus derselben Struktur (Keimblatt). Das erklärt, warum der Stress einen zentralen Aspekt, sowohl in der Krankheitsentstehung als auch beim Auslösen von Schüben, darstellt.
Stress ist ein subjektives Empfinden und entsteht aus der Bewertung einer Situation, diese nicht bewältigen zu können bzw. keine Lösung für ein Problem zu finden. Gemäß Erkenntnissen aus der Psychoneuroimmunologie sind Angst, Depression und Stress eng miteinander verknüpft. Sie haben unerwünschte Einflüsse sowohl auf unsere Gesundheit als auch die Wirksamkeit von Therapien.
Aus meiner persönlichen Sicht wäre es sinnvoll, die Psychologin von Anfang an mit einzubeziehen, unmittelbar nach Diagnosestellung. So können Depressionen und Angststörungen vorgebeugt, vermeidbare Stressoren entlarvt und Stressbewältigungsstrategien vermittelt werden.
In jedem Fall sollten Psychologen hinzugezogen werden, wenn eine begonnene Therapie nicht die gewünschte oder erwartete Wirkung zeigt. Der Mensch besteht nicht nur aus einem Körper, der Kopf ist untrennbar mit dem Körper verbunden. Gemeinsam können so, Arzt und Klinischer Psychologe, eine ganzheitliche Medizin zum Wirken bringen und damit zum Wohle des Patienten beitragen.
Die Expertin Mag. Doris Wolf
Mag. Doris Wolf
Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin
Triesterstraße 391
8055 Graz
Tel: +43 664 38 40 263
E-Mail: praxis@doriswolf.at
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Infos zum Beitrag
Autor:
Mag. (FH) Margit Wickhoff
Experte:
Mag. Doris Wolf
Quellenangabe: Interview Mag. Doris Wolf
Stand der medizinischen Informationen: 12. August 2020
Letzte Aktualisierung: 12. Juli 2021