Atopische Dermatitis belastet die Psyche
- Atopische Dermatitis belastet das tägliche Leben
- Der gesellschaftliche Schönheitswahn
- Einschränkungen in der Sexualität
- Das ratet die Expertin Mag. Doris Wolf
- Psychologische Hilfe macht Sinn
- 3 Tipps für ein entspannteres Leben
- Neueste Entwicklungen in der Medizin: Lass dir gezielt helfen!
- Multidisziplinäre Behandlung: Zusammenarbeit mit Dermatologen
Die chronische Hauterkrankung Atopische Dermatitis führt neben den körperlichen Symptomen meist auch zu starken psychischen Belastungen. Viele Betroffene leiden aufgrund ihres Aussehens unter persönlichen Krisen, die durch deutlich sichtbare juckende Ekzeme und manchmal auch durch soziale Ablehnung am Arbeitsplatz gehörig am Selbstwertgefühl nagen können. Zudem sind Probleme in der Partnerschaft und Sexualität vorprogrammiert. Was du tun kannst und warum du mit psychologischer Unterstützung deinen Alltag verbessern kannst, liest du in diesem Beitrag.
Atopische Dermatitis belastet das tägliche Leben
Die Herausforderungen, mit denen Neurodermitis-Patienten kämpfen müssen, sind vielfältig: Nervosität, Reizbarkeit, Schlafstörungen oder Depressionen gehören ebenso dazu wie Ängste und Phasen extremer Krankheitsschübe. Obwohl das Leben mit Atopischer Dermatitis die psychische Gesundheit so stark beeinträchtigt, sprechen die wenigsten Betroffenen offen darüber.

Der gesellschaftliche Schönheitswahn
Das äußere Erscheinungsbild spielt für unser psychisches Wohlbefinden eine bedeutende Rolle. In Zeiten von makellosen Schönheitsidealen werden Hautveränderungen oft als Makel oder Ungepflegtheit abgetan. Die Medien zeigen uns täglich vor, wie man auszusehen hat, um akzeptiert zu werden und Anerkennung zu erfahren. Es ist demnach nicht verwunderlich, dass sich Menschen mit Neurodermitis in ihrer Haut unwohl fühlen, denn ihre Hautveränderungen sind nach außen sichtbar. Obwohl jeder weiß, dass jede Unvollkommenheit an diesen „perfekten“ Körpern vor der Veröffentlichung von einem Computer retuschiert und durch viele Filter verändert wurde, wächst bei Betroffenen innerlich das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Das Hautbild entspricht nicht dem gängigen Schönheitsideal und das kann oft zu Scham- oder fehlendem Selbstwertgefühl führen.
![]()
„Menschen mit Hauterkrankungen fokussieren sich völlig auf das Zustandsbild der Haut und beobachten sich ängstlich. Dabei überschätzen sie die ablehnende Haltung ihrer Mitmenschen. Denn meist fällt der für sie so riesige Mangel den anderen gar nicht auf.“

Neurodermitis führt zu Einschränkungen in der Sexualität
Wenn die Haut durch die Atopische Dermatitis schmerzt, nässt oder schuppt, leidet das körperliche Wohlbefinden. Das beeinträchtigt meist auch die gelebte Sexualität, belastet die Partnerschaft und bringt auch für das unmittelbare Umfeld große Herausforderungen mit sich. In vielen Fällen ist durch die chronische Hauterkrankung das leidenschaftliche Empfinden sowie körperliche Zweisamkeit stark eingeschränkt. Psychotherapeutische Unterstützung kann hier eine wertvolle Hilfe sein: Besonders wichtig ist es, das Selbstbewusstsein, die Selbstakzeptanz der Betroffenen zu stärken und vor allem auf die Bedürfnisse des Patienten emphatisch einzugehen.

Das ratet die Expertin Mag. Doris Wolf

Erhöhte Anspannung aufgrund von Schmerzen, Juckreiz, Stress sowie der Neigung zu sozialer Unsicherheit oder dem Hadern mit dem eigenen Körperbild, können dazu führen, dass Menschen mit Neurodermitis eher zu Misstrauen neigen und dementsprechend reagieren. Daher kann es in Beziehungen häufiger zu Missverständnissen, Konfliktsituationen sowie Gefühlen von Hilflosigkeit, Unterlegenheit und sozialer Unsicherheit kommen. Unsicherheit und ein geringes Selbstwertgefühl gehen oft mit chronischer Eifersucht einher. Sie kann Liebesbeziehungen ganz schön belasten. Paarbeziehungen leben vom Wechselspiel von Nähe und Distanz. Menschen mit Neurodermitis können zu einem verstärkten (unbewussten) Distanzbedürfnis neigen, um sich in einer Beziehung „sicher“ zu fühlen. Distanz verschafft ihnen Sicherheit davor, sich verletzlich zu zeigen, selbst verletzt zu werden. Kommt man Menschen mit einem größeren Distanzbedürfnis emotional zu nahe, können sie sich bedroht fühlen. Kränkungen, Beleidigungen oder gar Sarkasmus gegenüber dem Partner können hilflose Lösungsversuche darstellen, die nötige Distanz wieder herzustellen.
Mag. Doris Wolf
Klinische Psychologin
Psychologische Hilfe macht Sinn
Klinische Psychologen können mit erprobten Techniken helfen:
- gegen den Juckreiz anzugehen
- das angeschlagene Ego wieder aufzubauen
- die Krankheit akzeptieren lernen
- um eine bestmögliche Lebensqualität zu erreichen.
Mit psychologischer Unterstützung können eventuelle psychische Belastungen minimiert und unerwünschte Krankheitsfolgen, wie Depressionen oder Ängste, bestmöglich eingedämmt bzw. verhindert werden. Denn, so wie jede körperliche Erkrankung Auswirkungen auf die Psyche hat, hat wiederum das psychische Befinden, die Stimmung, Auswirkungen auf die körperliche Erkrankung. Bei entzündlichen Hauterkrankungen ist mittlerweile nachgewiesen, wie wichtig das psychische Wohlbefinden ist, um den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen zu können bzw. symptomfreie Zeiten bestmöglich auszudehnen.
Unser Tipp: Wie bei allen psychischen Problemen gilt auch hier: Je eher man sich von Profis helfen lässt, umso besser.

Juckende Haut und unschöne Ekzeme - und sich dann „schön fühlen“?

Ich kenne das Gefühl, „sich unwohl in der eigenen Haut zu fühlen“ nur allzu gut. Ich habe diesen Teufelskreis persönlich erlebt: Wenn ich angespannt, gestresst oder nervös war, wirkte sich dies direkt auf meine Haut aus, ein neuer Schub bahnte sich an und beeinträchtigte damit mein Selbstwertgefühl. Meine Emotionen verursachten dadurch noch mehr psychischen Stress. Meist isolierte ich mich zu Hause und zerfloss förmlich vor Selbstmitleid. Ich schämte mich meiner Haut und hatte ständig das Gefühl, nicht dazuzugehören. Das Schlimmste war das Gefühl der Hilflosigkeit. Obwohl ich laufend in engem Kontakt mit verschiedenen Ärzten stand, die mir bei der Suche nach der bestmöglichen Versorgung halfen, fühlte ich mich mit meiner Krankheit ziemlich alleine. Nach und nach habe ich gelernt, dass es eine wichtige Voraussetzung für die Linderung meiner Beschwerden ist, dass ich selbst mein Aussehen so annehme, wie es eben ist. Das ist nicht leicht und geht nicht von einem Tag zum anderen, aber eine psychotherapeutische Behandlung kann dabei erfolgreich unterstützen. Eine psychologische Behandlung kann zwar nicht das ganze Leid der Hauterkrankung nehmen, aber man hat die Chance, zu lernen, besser mit Atopischer Dermatitis umzugehen. Mir hat es geholfen, mich langfristig in meiner Haut wieder wohler zu fühlen.
Karin Hafner, Gründerin der Hautinfo.at
3 Tipps für ein entspannteres Leben
Der kritischste Betrachter deines Spiegelbildes bist du selbst: Wenn du in Gesellschaft das Gefühl hast, alle starren auf deinen Hautausschlag: Damit liegst du höchstwahrscheinlich ziemlich falsch, die meisten Menschen sind viel zu sehr mit ihrem eigenen Leben und ihren Unzulänglichkeiten beschäftigt, als sich ernsthafte Gedanken über das Gegenüber zu machen. Unser Tipp: Wenn du das nächste Mal einen Schub hast, gehe offen auf die Menschen zu, und erkläre ihnen, was es mit Atopischer Dermatitis auf sich hat. Du wirst überrascht sein, wie viel Verständnis und Akzeptanz zu bekommen wirst. Und wenn das alle anderen können, dann kannst du das auch!
Vermeide negativen Stress: Stress, ob beruflich oder privat, ist ein nachgewiesener Auslöser und Verstärker von Neurodermitis. Versuche dein Wohlbefinden zu steigern und regelmäßig Stressabbau durch eine Entspannungsmethode zu erreichen. So kannst du den Stress eindämmen und bekommst das Gefühl, deine Krankheit besser kontrollieren zu können.
Ändere deinen Blickwinkel: Nimm dein Leben selbst in die Hand, denn du bist dein eigener Chef und nicht das Opfer deiner Hauterkrankung. Jeder hat es verdient, sich gut zu fühlen. Auch wenn es mit Hautausschlägen und sichtbaren Flecken vielleicht schwerfällt: Voraussetzung für eine positive und attraktive Ausstrahlung ist eben auch, dass man sich selbst so annimmt, wie man ist. Gerade Frauen geraten dabei aber oft in einen Teufelskreis – allzu oft definiert sich das sogenannte schöne Geschlecht nur über das Aussehen. Ein Blickwinkel, der uns Frauen seit Jahrhunderten antrainiert wurde. Wenn du es schaffst, aus diesem Teufelskreis auszusteigen, wirst du sehen, dass du dich deutlich wohler fühlen wirst.

Neueste Entwicklungen in der Medizin
Lass dir gezielt helfen, für schwere Verlaufsformen von Atopischer Dermatitis gibt es mittlerweile wirksame und gut verträgliche Therapieoptionen. Die Forschung findet immer neuere und punktgenauere Therapien. Die jüngste Entwicklung sind systemische Medikamente, die ganz genau auf den Mechanismus der Neurodermitis Einfluss nehmen und oftmals zu gänzlicher Beschwerdefreiheit führen können. Sprich mit deinem Dermatologen bei deinem nächsten Besuch über neue Therapieoptionen, wenn du mit deinem jetzigen Behandlungsschema noch nicht ganz zufrieden bist. Nütze die Chance für ein symptomfreies Leben oder zumindest eine spürbare Verbesserung zu erlangen.

Hautarzt Finder
Finde rasch und bequem den richtigen Spezialisten
Multidisziplinäre Behandlung: Zusammenarbeit mit Dermatologen
Das wichtigste Anliegen von Psychologen ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Dermatologen. Ideal wäre es, den klinischen Psychologen schon bei der Diagnosestellung durch den Hautarzt hinzuzuziehen, um den Betroffenen emotional auffangen zu können. Eine psychologische Begleitung kann euch helfen, mit Ängsten und Sorgen besser umzugehen und weitreichende psychische Folgen von Anfang an zu verhindern.
Mit freundlicher Unterstützung von:
