Basispflege bei Neurodermitis: Welche Hautpflege lindert die Beschwerden
- Wodurch bekommt man Neurodermitis?
- Die tägliche Hautpflege ist Pflicht!
- Medizinische Basissalben
- Was bedeutet O/W - W/O?
- Gute Zusatzstoffe für Cremen
- Pflanzliche Lipidstoffe
- Worauf du zusätzlich achten solltest
- Kühlere Jahreszeit führt meist zu Hautverschlechterung
- Kostenloser Neurodermitis Ratgeber
Neurodermitis (Atopisches Ekzem) ist eine angeborene und chronische Hauterkrankung und gilt als nicht heilbar. Eine individuelle und vor allem regelmäßige Hautpflege kann dir helfen, Schübe hinauszuzögern und die Symptome zu lindern.
Wodurch bekommt man Neurodermitis?
Die Neurodermitis Hauptursache ist die gestörte Hautbarriere: Die Haut fungiert als Schutzschild gegen jegliche schädliche Einflüsse von außen. Bei einem hautgesunden Menschen bietet die Hornschicht der Haut eine bestimmte Fettzusammensetzung sowie ein intaktes Wasserbindungsvermögen. Diese schützt den Körper gegen Keime und Bakterien, dazu bewahrt es die Haut vor einem übermäßigen Wasserverlust. Bei Menschen mit Neurodermitis ist diese Hautbarriere gestört, sie kann diese Aufgabe von selber oft nicht erfüllen. Es fehlt ein Großteil der Hautfette (Ceramide) und das mangelnde Wasserbindungsvermögen lässt die Haut im wahrsten Sinne des Wortes vertrocknen, da keine Feuchtigkeit gebunden werden kann. Die Haut ist oft trocken, rau und schuppig. Diese besonders trockene Haut des Neurodermitikers reagiert außerdem übersensibel auf jeglichen Stress und schädliche Umwelteinflüsse.
Verschiedene Substanzen können die Haut zusätzlich austrocknen. Sogar Wasser allein kein das wenige Fett von der Hautoberfläche „abwaschen“, je wärmer das Wasser ist, umso stärker ist die entfettende Wirkung. Wir empfehlen dir, keine herkömmlichen Seifen, Duschgele, Hautcremes oder alkoholhaltige Kosmetika zu verwenden, da dies die bereits empfindlich gestörte Hautbarriere zusätzlich reizen und dadurch einen neuerlichen Schub auslösen kann. Da die Barrierefunktion der Haut bereits gestört ist, sollten die Pflegeprodukte den Fett- und Feuchtigkeitsverlust ausgleichen sowie frei von jeglichen Parfumstoffen sein. So wird die Haut widerstandsfähiger gegen äußere Einflüsse.
Ein weiterer wichtiger Faktor der speziellen Hautpflege bei Neurodermitis ist der bewusste Verzicht auf Emulgatoren. Es zeigt sich immer wieder, dass herkömmliche emulgatorhaltige Kosmetika trockene und irritierte Haut belasten und zusätzlich austrocknen, weil sie der Haut Feuchtigkeit entziehen. Dadurch bringt in diesem Fall auch das häufige Eincremen keine Verbesserung, sondern man erreicht eher das Gegenteil.
Während eines akuten Entzündungsschub der Neurodermitis bedarf es zusätzlich spezieller Salben und Cremen, um die quälenden Symptome sowie den Juckreiz so rasch wie möglich lindern. Zum Einsatz kommen bewährte und rasch wirkende Cortisonpräparate sowie cortisonfreie topische Immunmodulatoren mit zB dem Wirkstoff Tacrolimus.
Was bei Neurodermitis hilft: Die tägliche Hautpflege
In einer schubfreien Zeit kann die tägliche Hautpflege einen neuen Neurodermitis-Schub vorbeugen beziehungsweise einen solchen abmildern. Dadurch dauern die schubfreien Intervalle länger an und der Einsatz von Medikamenten (zB Cortison) lässt sich auf Akutfälle reduzieren.
Die regelmäßige Basispflege mit Pflegecremes ist das A und O jeder Neurodermitis-Pflege. Dabei sollte die empfindliche und trockene Haut mindestens 2x täglich eingecremt werden, um ihr ausreichend Feuchtigkeit (Rückfeuchtung) und Lipide (Rückfettung) zu geben. So kann die bei Neurodermitis gestörte Hautbarriere langfristig verbessert werden, wodurch Juckreiz und Erkrankungsschübe gelindert oder sogar verhindert werden können.
LIPIKAR Baume AP+M
LIPIKAR Baume AP+M von La Roche Posay ist ein hautberuhigender und intensiv rückfettender Körperbalsam für empfindliche, extrem trockene und zu Neurodermitis neigender Haut. Die Kombination der Wirkstoffe Aqua Posae Filiformis und Mikroresyl unterstützt die Funktion des Mikrobioms:
- Bringt das Hautmikrobiom ins Gleichgewicht
- Milderung Juckreiz ab der 1. Anwendung
- Anti-Rückfall-Effekt: beugt neuen Schüben vor
- zieht schnell ein, klebt nicht und lässt sich leicht verteilen
- Thermalwasser aus La Roche Posay wirkt zusätzlich hautberuhigend
LIPIKAR Baume AP+M ist frei von Duftstoffen und eignet sich zur Hautpflege von Gesicht und Körper bei Neugeborenen, Kindern und Erwachsenen.
Unser Tipp: Um deine Haut perfekt auf das Eincremen vorzubreiten, empfehlen wir dir zum Duschen die LIPIKAR Syndet AP+ Rückfettende Duschcreme: Reinigt seifenfrei, sanft und wirkt rückfettend.
Hautpflege bei Neurodermitis: Medizinische Basissalben
Gegen die trockene Haut verschreibt der Hautarzt medizinische Basissalben zur täglichen Hautpflege. Diese bestehen aus einem Gemisch aus Wasser und Öl sowie verschiedenen Hilfsstoffen wie Emulgatoren (binden Wasser und Öl) und Konservierungsstoffen, welche die Salbe haltbar machen. Es gibt verschiedene Basissalben, die dabei als Salbengrundlage für viele medizinisch gemixte Salben dienen (zB Ultrabas oder Ultrasicc). Diese werden an die individuellen Hautbedürfnisse durch das richtige Mischverhältnis von Wasser und Öl individuell angepasst.
Je nach Beschaffenheit der Haut und jeweiliger Jahreszeit werden unterschiedliche Basis-Pflegeprodukte angeboten. Ist die Haut sehr trocken, benötigt sie eine "fette" Pflege. Je fettärmer die Haut, desto reichhaltiger darf das Pflegeprodukt sein. Bei einem zu hohen Wasseranteil verdunstet das Wasser an der Hautoberfläche zu rasch und trocknet die Haut langfristig gesehen noch stärker aus.
Wenn die Haut nässt (während eines akuten Schubes), ist "fett" schlecht und du führst ihr besser viel Feuchtigkeit zu. Bei entzündeten Hautpartien empfehlen wir dir leichte, wasserhaltige Lotionen mit viel Feuchtigkeit. Diese können in diesem Hautstadium leicht aufgenommen werden und haben zusätzlich einen kühlenden Effekt (auch gut gegen Linderung von Juckreiz).
Ein Neurodermitiker, der von Natur aus neben der trockenen Haut eben auch zu Ekzemen neigt, sollte nie eine reine Fettsalbe (ohne Wasseranteil) verwenden. Diese verstopft die Poren, lässt keinen Wärmeaustausch mehr zu und verursacht auf der Haut einen Wärmestau, was sich wiederum entzündungsfördernd auswirkt und das Ekzem anheizt.
Welche Hautcreme hilft bei Neurodermitis?
Es gibt eine große Anzahl an Pflegeprodukten, die speziell für die Neurodermitis-Haut entwickelt wurde. Hier gilt es, verschiedene Varianten auszuprobieren, jede Haut ist anders und verträgt unterschiedliche Cremes, Salben oder Lotionen. Aber keine Sorge, du findest rasch heraus, was dir wann gut tut und was deine Haut nicht mag. Achte beim Kauf darauf, dass nicht immer das teuerste Produkt mit der schönsten Verpackung den größten Nutzen bringen muss. Es gibt viele sehr gute Basispflegeprodukte zu einem vernünftigen Preis.
Was bedeutet O/W - W/O?
O/W: Öl in Wasser (=wenig Öl in viel Wasser) bedeutet mehr Feuchtigkeit als Fett
W/O: Wasser in Öl (=viel Öl in wenig Wasser) bedeutet viel Fett für die trockene Haut
Salben haben einen sehr hohen Ölanteils und ziehen daher relativ langsam in die Haut ein. Cremen oder Lotionen enthalten weniger Fett und mehr Wasser. Sie ziehen schneller ein und wirken leicht kühlend. In der warmen Jahreszeit, wenn die Haut meist weniger trocken ist, setzt man auf eine hohe O/W-Grundlage, im Winter sollte die Creme einen höheren Fettgehalt aufweisen.Unser Tipp: Du willst testen, in welche Gruppe deine Creme fällt? Nimm ein Glas Leitungswasser und versuche, ein wenig von deiner Creme mit dem Wasser zu verrühren. Je leichter es sich mit dem Wasser verrühren lässt, desto höher ist der Wasseranteil Deiner Creme. Noch einfacher funktioniert dieser Test, indem du das zu testende Präparat zwischen zwei Finger verteilst und unter klarem fließenden Wasser wieder abwäscht. Eine OW-Emulsion lässt sich leicht abwaschen, während bei der sehr fetten OW ein Fettfilm auf der Haut verbleibt.
Gute Zusatzstoffe für Cremen
Grundsätzlich sollten Pflegeprodukte aus einfachen Grundlagen bestehen und möglichst wenige Zusätze enthalten. Basis-Pflegeprodukte können mit Zusatzstoffen chemischer und natürlicher Substanzen angereichert werden um die Pflegewirksamkeit zu maximieren. Als Zusatzstoffe dienen der trockenen Haut zB Urea, Panthenol, Glycerin, Hyaluronsäure, Aloe Vera Gel oder Allantoin. Diese Inhaltsstoffe dienen dazu, dass Haut die Feuchtigkeit besser speichern kann und sich damit weniger trocken anfühlt.
Achtung vor den sogenannten „natürlichen“ Wirkstoffen, denn diese können manchmal der Haut mehr schaden. Wir wissen mittlerweile, dass beliebte Zusatzstoffe wie zB Ringelblume, Teebaumöl oder Propolis von einigen Neurodermitis Betroffenen besonders schlecht ertragen wird.
Pflanzliche Lipidstoffe
Phytosterole sind pflanzliche Lipidstoffe, die auf natürliche Weise Hautreizungen hemmen und trockene Haut schützen und glätten. Phytosterole eignen sich auch als Alternative zu Urea-Produkten, die auf offenen Hautstellen ein brennendes Gefühl erzeugen können.
Worauf du zusätzlich achten solltest
Parfumfrei für besonders sensible Haut: Wenn du eine besonders sensilbe Haut hast (was bei Neuodermitis und Psoriasis der Fall ist), achte bei deinen Hautpflegeprodukten darauf, dass diese keine Parfumstoffen enthalten.
Achte auf gute Materialen bei deiner Kleidung: Viele Menschen mit Neurodermitis vertragen keine rauen und kratzenden Stoffe. Ein No-Go ist Wolle, am Besten vertragen wird Kleidung aus reiner Baumwolle oder Seide (hat zusätzlich einen kühlenden Effekt auf der Haut.
Neben einer falschen Hautpflege können Einflüsse von außen wie zB starke Sonneneinstrahlung, Kälte, Wind, Heizungsluft die Haut zusätzlich belasten und das Hautbild verschlechtern. Auch Chlor trocknet die Haut aus sowie der Kontakt mit verschiedenen Chemikalien, zB in Putzmitteln.
Hautinfo.at Gründerin
Es gibt kein Generalprodukt bei Neurodermitis!
Eine Spezialsalbe, welche einem Betroffenen gut hilft, kann bei einem anderen gar nicht helfen, beziehungsweise sogar einen neuen Schub verursachen. Jede Haut ist individuell und bedarf individueller Pflege. Während die einen auf Naturprodukte schwören, setzen andere auf synthetische Inhaltsstoffe. Auch das oft verteufelte Paraffin vertragen einige Neurodermitiker besser als einen natürlichen Wirkstoff.
Um Feuchtigkeit besser zu binden, bevorzugen viele Betrofffene harnstoffhältige Cremes oder mischen sich Aloe Vera Gel in ihre Salbe. Auch Hyaluronsäuregel gemischt in eine Basiscreme hilft vielen, Feuchtigkeit in die Haut zu schleusen.
Es kann dir passieren, dass dir eine Creme über Wochen gut tut und du plötzlich das Gefühl bekommst, dass du exakt diese dann nicht mehr so gut findest. Dann ist es an der Zeit, auf eine andere Pflegecreme umzusteigen.
Was deine Haut gut verträgt, kannst letztendlich nur du selber herausfinden. Auch wenn es mühsam ist, teste dich durch verschiedene Produkte und entscheide ohne vorgefertigte Meinungen von außen, was du gut verträgst oder eben nicht. Der wahre Experte für deine Haut kannst nur du selbst sein. Im Laufe der Zeit wirst du wissen, welche Cremes/Salben/Lotionen in welchem Hautstadium für dich angenehm sind und du wirst diese auch abwechselnd verwenden.
Es gibt eine große Anzahl an Pflegeprodukten, die speziell für die Neurodermitis-Haut entwickelt wurde. Nicht immer bringt das teuerste Produkt mit der schönsten Verpackung größten Nutzen. Produkte aus der Apotheke sind zwar etwas teurer als im Drogerieeinzelhandel, dafür aber (meist) hochwertiger.
Mein Tipp: Viele Produktanbieter bieten kostenlose Proben zum Testen an. Frage immer vor dem Kauf nach einer gratis Probe!
Mag. Karin Meinhart, Gründerin hautinfo.at
Kühlere Jahreszeit führt meist zu Hautverschlechterung
Besonders in der kühleren Jahreszeit kommt es meist zu einer Verschlechterung der Haut bei Neurodermitis. Durch die schwächere Sonnenstrahlung und verminderte Vitamin D-Produktion blühen die Beschwerden im Herbst und Winter oftmals auf. Die Haut trocknet rapid schnell aus, Kälte, Wind, Heizungsluft und dicke enganliegende Kleidung reizen die Haut zusätzlich. Gerade in der kalten Jahreszeit ist eine besonders intensive Basispflege der neurodermitischen Haut notwendig.
Unser Lesetipp
ABC – der richtige Fahrplan in der Neurodermitis-Behandlung
Neurodermitis ist in den letzten Jahrzehnten zu einer wahren Volkskrankheit geworden. Bei Kindern ist sie die häufigste Hautkrankheit, aber auch viele Erwachsene kämpfen bis ins hohe Alter mit Atopischer Dermatitis. Neurodermitis ist nicht heilbar, aber gut behandelbar. Das Wichtigste dabei: Klare Diagnose, richtige Hautpflege und die passende Therapie, auf jeder Stufe der Erkrankung!
Infos zum Beitrag
Autor:
Mag. Karin Meinhart
Experte:
Mag. pharm. Stefan Pickl
Quellenangabe: Interview Mag. Stefan Pickl
Stand der medizinischen Informationen: 10. Juli 2019
Letzte Aktualisierung: 19. Februar 2024